Geschlecht wird in der feministischen Forschung als ein Prinzip gesellschaftlicher Gliederung bzw. als ein soziales Strukturierungsprinzip verstanden, das in die wohlfahrtsstaatlichen Institutionen eingelassen ist. Außerdem werden die politischen Organisationen und Institutionen als vergeschlechtlicht wahrgenommen, sodass Geschlecht als formelle, insbesondere aber informelle Struktur des Ausschlusses von Frauen fungiert. Vor diesem Hintergrund hat die feministische Wohlfahrtsstaatskritik die wohlfahrtsstaatliche Konzeption als androzentrisch entlarvt und die ihr zugrunde liegenden Geschlechternormen sowie faktischen sozialpolitischen Benachteiligungen von Frauen problematisiert. In diesem Sammelband werden nun in elf überwiegend politikwissenschaftlichen Aufsätzen die aktuellen Transformationen von Geschlecht und Geschlechterverhältnissen im Zuge des „wirtschaftsliberal ausgerichteten Umbaus kapitalistischer Wohlfahrtsstaaten“ analysiert. Dies geschieht erstens entlang des Konzepts Citizenship, wobei der Fokus in Anlehnung an Marshall auf die Entwicklung sozialer Rechte gerichtet wird. Zweitens werden die dem Umbau zugrunde liegenden Leitbilder untersucht und drittens wird gefragt, welche Akteure und Institutionen für die Wohlfahrtsproduktion „im ‚aktivierenden‘ Wettbewerbsstaat (neu) verpflichtet werden“ (11). Mit diesem Programm bietet der Sammelband eine inspirierende und auf aktuelle Reformprozesse (Hartz IV, Fürsorgearbeit, Migration etc.) bezogene facettenreiche Lektüre.