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Andrea Fleschenberg / Claudia Derichs (Hrsg.)

Women and Politics in Asia. A Springboard for Democracy?

Wien/Berlin: Lit 2011; 173 S.; brosch., 24,90 €; ISBN 978-3-643-90099-9
Nachdem sich die meisten politischen Systeme Asiens zu Hybridregimen transformiert haben, stehen der Repräsentation und Partizipation von Frauen im Wesentlichen nicht formelle Institutionen im Weg, sondern die hegemoniale Stellung patriarchaler Ideologien, die das politische Engagement von Frauen als deviantes und widernatürliches Verhalten geltend machen. Die Autoren und Autorinnen dieses Bandes fragen daher, welche gegenhegemonialen Strategien und Praktiken Frauen nutzen, um in öffentlichen Diskursen und politischen Institutionen repräsentiert zu sein und selbst aktiv zu partizipieren. Besonders schwierig, das zeigt Vasundhara Mohan Rallapalli in ihrem Beitrag, ist die Situation von Muslimas in Indien. Als Mitglieder einer untergeordneten Ethnie in einer stark stratifizierten Gesellschaft und als muslimische Frauen in patriarchalen Gemeinschaften werden sie zweifach diskriminiert. Ähnliches, das zeigt Christine Holike in ihrem Beitrag, gilt für Malaysia und Indonesien. In beiden Ländern habe die Demokratisierung islamisch-konservative Kräfte gestärkt, was zu einer reaktionären Frauenpolitik und zur Diskriminierung Homosexueller geführt habe. Der Nexus von Demokratie und weiblicher Emanzipation bleibt in den meisten Beiträgen überwiegend vage, scheint aber meistens in dem Sinne verstanden zu werden, dass die Kämpfe für die Chancengleichheit von Frau und Mann zur weiteren Perfektionierung der jeweiligen defekten Demokratie beitragen könnten. Aus einer diskurstheoretischen Perspektive ließe sich der Zusammenhang auch auf andere Weise formulieren. Aus diesem Blickwinkel bildete der demokratische Diskurs und sein Paradigma der Gleichheit aller Menschen die Grundvoraussetzung, dass die unterschiedlichen Formen der Unterordnung, unter denen Frauen leiden, als Unterdrückungsverhältnisse rekonzeptualisiert werden können. Diesen Aspekt hebt Indu Agnihotri in ihrem Beitrag über die All India Women’s Association (AIDWA) hervor. Laut der Aktivistin stelle die Frauenorganisation die Hegemonie des Patriarchats erfolgreich infrage, indem sie sie mit den demokratischen Prinzipien der Verfassung kontrastiere. So sei es gelungen, eine Identitätsschablone der unterdrückten indischen Frau herzustellen, mit denen sich Frauen aus heterogenen sozialen Kontexten identifizieren können.
Marius Hildebrand (HIL)
M. A., Politikwissenschaftler, Doktorand, Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.68 | 2.2 | 2.27 Empfohlene Zitierweise: Marius Hildebrand, Rezension zu: Andrea Fleschenberg / Claudia Derichs (Hrsg.): Women and Politics in Asia. Wien/Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34738-women-and-politics-in-asia_41754, veröffentlicht am 15.03.2012. Buch-Nr.: 41754 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken