Auch mit dieser neuen Ausgabe des Potsdamer Almanachs des Zentrums für Zeithistorische Forschung (ZZF) sollen wieder die „Vielfalt und Vielgestalt der Wege“ (7) zur Erforschung der Zeitgeschichte aufgezeigt werden. Der Sammelband präsentiert „eine Auswahl von zeitgeschichtlichen Analysen, die im Jahr 2015 am ZZF vorgestellt und diskutiert oder in gedruckter Form publiziert wurden“ (7). Jan C. Behrends hinterfragt den westlichen Blick auf den Osten: „Seit der Perestroika ging und geht die europäische Politik davon aus, dass sich die postsowjetischen Staaten auf dem Weg der Annäherung und Verflechtung mit dem Westen befinden.“ (9) Mit der Annexion der Krim, dem russischen Einmarsch in die östliche Ukraine und dem Abschuss von Flug MH 17 sei diese Illusion zerstört worden. Er zeigt, dass Russland sich anders als viele osteuropäische Länder entwickelt hat und macht dies an drei Aspekten fest: an der politischen Verfassung, an den unterbliebenen Reformen der 1990er‑Jahre und an dem Blick auf den post‑imperialen Raum, das heißt auf die frühere Sowjetunion und Osteuropa. Ein ganz anderes Thema bespricht Christopher Neumaier in seinem Beitrag über die Einführung des „umweltfreundlichen“ Autos in den 1980er‑Jahren. Er zeigt, wie das Auto als einer der Hauptverursacher des Waldsterbens zunehmend in den Blickpunkt der öffentlichen Wahrnehmung rückte und wie die Debatte über Schadstoffemissionen und technologische Artefakte von einer Trivialisierung der Technik geprägt war. Die Bundesregierung habe schließlich auf die Debatte reagiert und die Einführung der „umweltfreundlichen“ Autos beschlossen. Kathrin Kollmeier untersucht in ihrem Beitrag über die Hitlerjugend im NS‑Regime wiederum ein völlig anderes Thema. Sie zeigt, wie die „Volksgemeinschaft“ in der nationalsozialistischen Massenorganisation der Hitlerjugend gelebt wurde: Die gesellschaftliche Integration erfolgte über die Ausgrenzung anderer.