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Markus M. Müller (Hrsg.)

Casebook internationale Politik

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011; 300 S.; 24,95 €; ISBN 978-3-531-16215-7
In diesem Band sind Beiträge von jungen Autoren versammelt, die dem Leser einen Einstieg in die Theorien Internationaler Beziehungen bieten wollen. Daher konzentrieren sie sich, mit einem relativ leicht beladenen Theorierucksack, auf aktuelle Fälle internationaler Politik, die sie aus unterschiedlichen Theorieperspektiven untersuchen. So beschäftigt sich Philipp Ditzel mit der Klimapolitik aus neorealistischer Perspektive und zieht zur Erklärung der Entwicklung einer internationalen Klimapolitik u. a. den ökonomischen Realismus heran. Die Machtstärke eines Staates, so Ditzel, sei im Wesentlichen durch seine Wirtschaftsstärke bedingt und ein Staat somit an dem Erhalt der Macht bzw. einer Minimierung des Machtverlusts orientiert. Insofern könnten die unterschiedlichen Aktivitäten Deutschlands und Amerikas bei den Klimaverhandlungen nachvollzogen werden, denn wo Deutschland eine strengere Klimaregelung befürwortet habe, sei diese von den USA abgelehnt worden, um einen steigenden klimapolitischen und damit ökonomischen Einfluss der Schwellenländer zu vermeiden. Sarah Költzow analysiert die Entstehung des Mercosur aus konstruktivistischer Sicht. Sie sieht in diesem Zusammenschluss ein soziales Konstrukt kumulativer Prozesse, der sich, ursprünglich geprägt von einem Sicherheitsdilemma, einem gegenseitigen Misstrauen der südamerikanischen Länder gegeneinander, hin zu einer Sicherheitsgemeinschaft mit ökonomischen Interessen gewandelt hat. Mithilfe des Konstruktivismus, so Költzow, könne erklärt werden, warum die südamerikanischen Länder sich weigerten, weitere Souveränitäten an die Institutionen des Mercosur abzugeben. Die Autoren bemühen sich um die Aufarbeitung einer großen Anzahl von internationalen Entwicklungen, bei der im Einzelfall leider die Tiefenschärfe der Analyse zurückbleibt. Es ist ebenfalls zu bedauern, dass bei dieser holzschnittartigen Lesart der Theorieschriften Internationaler Beziehungen die Lebendigkeit und auch die Aktualität der klassischen Großtheorien auf der Strecke bleibt. Dennoch stellt dieser Band einen guten Versuch dar, bedeutende politische Entwicklungen auf der internationalen Ebene aus unterschiedlichen Theorieperspektiven zu reflektieren.
Jens Wassenhoven (JWN)
Dipl.-Kfm., Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 4.1 | 4.2 | 4.3 | 4.41 | 4.45 | 2.22 | 2.261 | 2.341 | 2.63 | 2.64 | 2.65 Empfohlene Zitierweise: Jens Wassenhoven, Rezension zu: Markus M. Müller (Hrsg.): Casebook internationale Politik Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30709-casebook-internationale-politik_36474, veröffentlicht am 09.03.2011. Buch-Nr.: 36474 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken