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Gregor Leclerque

Arbeitnehmervertretungen in Japan. Die dritte Säule des japanischen Beschäftigungssystems

München/Mering: Rainer Hampp Verlag 2004; LVII, 275 S.; 32,80 €; ISBN 3-87988-881-7
Wirtschaftswiss. Diss. Frankfurt a. M. – Der Erfolg der japanischen Wirtschaft in den 80er-Jahren wird u. a. auf die drei Säulen des Beschäftigungssystems zurückgeführt: hohe Unternehmensloyalität mit lebenslanger Anstellung, Bezahlung nach dem Senioritätsprinzip und Unternehmensgewerkschaften. Leclerque konstatiert einen Mangel an Studien zur dritten Säule und schließt diese Lücke mit seiner im Wesentlichen wirtschaftswissenschaftlich orientierten Studie, die wegen der wirtschaftspolitischen Rolle von Gewerkschaften aber auch politikwissenschaftlich interessant ist. Es geht dem Verfasser in erster Linie um eine „analysierende Darstellung dieser Gewerkschaften“ (3), was ihn aber nicht davon abhält, zunächst einmal umfangreiche theoretische Vorüberlegungen zur Organisation von Arbeitnehmervertretungen im Allgemeinen anzustellen. Im Anschluss daran erläutert er die historische Entwicklung und Struktur des japanischen Arbeitsmarkts. Die Darstellung der Geschichte der japanischen Gewerkschaften und ihrer heutigen Funktionen im Hauptteil liefert einen informativen und auch für Nicht-Fachleute lesbaren Überblick. Leclerque zeigt dabei unter anderem, dass die Einzelgewerkschaften auf Unternehmensebene die Vertretung der Arbeitnehmer gegenüber den Arbeitgebern übernehmen, während die politische Vertretung von nationalen Zentren und Räten übernommen wird. Diese vertreten jedoch nur einen kleinen Teil der Arbeitnehmer und sind zudem zersplittert. Leclerque kommt zu dem Schluss, dass die Unternehmensgewerkschaften auch für das Wirtschaftssystem eine wesentliche Rolle spielen, weil sie integraler Bestandteil des Beschäftigungs- und Ausbildungssystems seien, eine wichtige Rolle bei der Klärung von Rechtsstreitigkeiten spielten und auch eng in das gesellschaftliche Gesamtsystem eingebaut seien. Leclerque erwartet kurzfristig keine Veränderung des japanischen Gewerkschaftssystems. Dies sei nur möglich, wenn die Firmenloyalität stark erodiere und das ganze Wirtschaftssystem sich grundlegend wandele.
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.68 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: Gregor Leclerque: Arbeitnehmervertretungen in Japan. München/Mering: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/23153-arbeitnehmervertretungen-in-japan_26504, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 26504 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken