Lhotta und Reh würdigen in ihrem einleitenden Beitrag Hans Boldt, dessen zentrales Forschungsinteresse der "Verfassungsgeschichte als politische[r] Strukturgeschichte" (9) gelte. Hiermit sei auch schon ein wesentliches Charakteristikum seiner Arbeit genannt, nämlich die interdisziplinäre, nicht rein historische, politikwissenschaftliche bzw. juristische Herangehensweise. Boldt hat sich vorrangig mit dem Wandel von Institutionen und Strukturen und den dazu jeweils in engem zeitlichen und inhaltlichen Zusammenhang entwickelten Theorien beschäftigt. Die Herausgeber heben das im Laufe der Zeit gewachsene Interesse des Jubilars für die Behandlung aktueller Probleme hervor, insbesondere der Ausgestaltung der föderalen Ordnung der Bundesrepublik und der Entwicklung einer europäischen Verfassung. Der Sammelband greift die skizzierten Schwerpunkte in Beiträgen von Rechts- und Sozialwissenschaftlern auf und versucht so, dem Anspruch der Interdisziplinarität gerecht zu werden. Inhalt: Roland Lhotta / Werner Reh: Hans Boldt - Deutsche und europäische Verfassungsgeschichte als politische Wissenschaft (9-22). I. Länder - Bund - Europa: Manfred Dammeyer: Die Mitwirkung der Länder im Rahmen der Rechtsetzung und Politik der Europäischen Integration (25-33); Janbernd Oebbecke: Dezentraler Vollzug und europäische Integration (35-53); Michael Sachs: Zur Entwicklung des Landesverfassungsrechts in Nordrhein-Westfalen (55-90); Wolfgang Zapf: Die deutsche Transformation: ein Modernisierungsprozeß mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten in Ost und West (91-99); Hans Hecker: Osteuropa: nationales Selbstverständnis und europäische Integration (101-110). II. Ansätze einer europäischen Verfassungstheorie und -geschichte: Martin Morlok: Möglichkeiten und Grenzen einer europäischen Verfassungstheorie (113-131); Rolf Grawert: Der integrierte Verfassungsstaat (133-145); Richard Münch: Das Legitimitäts- und Effektivitätsdefizit der Europäischen Union: Ursachen und Behebungsmöglichkeiten (147-162); Roland Lhotta: Der Beitrag der Verfassungsgeschichte zur Einheit der Staatswissenschaften (163-183); Dietmar Willoweit: Kapitel einer Europäischen Verfassungsgeschichte (185-191); Wolfgang J. Mommsen: Die Verfassung des deutschen Kaiserreichs als Sondertypus innerhalb der europäischen Verfassungsgeschichte (193-199). III. Europäische Verfassungspolitik und -praxis: Werner Reh: Das Zusammenspiel von Recht und Politik der europäischen Integration am Beispiel der Umweltpolitik (203-218); Robert Kaiser: EG und NAFTA: Die Integration von Bundesstaaten im Vergleich (219-235); Peter Schmidt: Grenzen und Möglichkeiten der weiteren Institutionalisierung der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) der Europäischen Union (EU) - eine Skizze (237-247); Hans F. Lisken: "Gute Policey" im vereinten Europa? (249-252); Juliane Kokott: Der Vergleichs- und Schiedsgerichtshof der OSZE - internationale Schiedsgerichtsbarkeit zwischen Recht und Politik (253-270); Dieter C. Umbach: "Bundesverfassungsgericht und Europäischer Gerichtshof - der schwierige Weg zur Kooperation" oder "Wie lange Solange?" (271-288).