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Hisako Kadosaki

Japans unausgewogene Perzeption Europas. Diskursanalyse zur Europäischen Union und zu Deutschland

Berlin: Lit 2012 (Heidelberger Studien zur internationalen Politik 11); 328 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-643-11196-8
Diss. Heidelberg; Begutachtung: F. R. Pfetsch, W. Seifert. – Während hierzulande die Meinungen zur Europäischen Union weit auseinander gehen, ist die Wahrnehmung Europas in Japan auf den ersten Blick sehr positiv. Kadosaki nimmt dies zum Anlass, die Perzeption der Europäischen Union und besonders der Stellung Deutschlands aus der Perspektive Japans zu untersuchen. Dies geschieht anhand einer Kombination der konstruktivistischen Theorie, der Regimetheorie und der Theorie des Realismus sowie mithilfe einer Diskursanalyse. Im Mittelpunkt steht die Frage, aus welchen Gründen Japan ein Interesse an der EU und Deutschland hat. Hierfür betrachtet der Autor die verschiedenen Hintergründe des japanischen Interesses: Er geht auf die historischen Parallelen insbesondere zu Deutschland sowie auf das Interesse Japans an der EU als Staatengemeinschaft ein, die als Vorbild für eine Ostasiengemeinschaft angesehen wird. Zudem untersucht Kadosaki in einem weiteren Schritt intensiv die politischen Beziehungen Japans zur EU und zu Deutschland. Der Autor bestätigt mit seiner Analyse, dass eine unausgewogene Perzeption in Japan über die EU und Deutschland besteht, weil das Bild der EU und Deutschlands, das in japanischen Diskursen vorherrsche, nicht die Wirklichkeit widerspiegelt – die eigentlichen Interessen Japans liegen im Verhältnis zu den USA und in der Zusammenarbeit mit den benachbarten Staaten. Gerade in sicherheitspolitischen Fragen spielen die USA eine zentrale Rolle, während die Beziehungen zur EU hauptsächlich den Wirtschafts- und Handelsbereich betreffen. Diese dominanten Interessen Japans legen die Vermutung nahe, dass eine Gemeinschaftsbildung in Ostasien nach dem Vorbild der EU unrealistisch ist. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass die „Betonung enger und guter Beziehungen zur EU […] als politische Rhetorik und wohlklingende, dennoch einer Grundlage entbehrende Floskel in der Politik Japans“ (285) aufzufassen ist. Diese wird unter anderem auch dafür eingesetzt, die enge Verbindung zu den USA zu verbergen.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.2 | 4.21 | 4.22 | 3.6 | 2.68 | 3.1 | 3.7 | 4.5 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Hisako Kadosaki: Japans unausgewogene Perzeption Europas. Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35406-japans-unausgewogene-perzeption-europas_42676, veröffentlicht am 12.10.2012. Buch-Nr.: 42676 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken