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Markus Henkel

Nationalkonservative Politik und mediale Repräsentation. Oswald Spenglers politische Philosophie und Programmatik im Netzwerk der Oligarchen (1910-1925)

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2012 (Würzburger Universitätsschriften zu Geschichte und Politik 16); 504 S.; 89,- €; ISBN 978-3-8329-7663-7
Diss. Würzburg; Begutachtung: W. Altgeld, M. Stickler, K.‑L. Weinacht. – Oswald Spengler gilt nach wie vor als eine ebenso schillernde wie umstrittene Figur der Weimarer Republik, weil sich mit dem Namen seines 1918 und 1922 veröffentlichten Hauptwerkes ein politisches Programm zu verbinden schien. Diese zweibändige Schrift hatte ihn einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht, kündete doch allein schon der Titel von einer Weltuntergangsphilosophie, die als politische Formel vom „Untergang des Abendlandes“ bis in die Gegenwart hinein überlebt hat – ohne dass sich damit meist tiefere Kenntnisse des Werkes verbinden würden. Dabei war Spenglers Weltsicht und die Erwartung eines kommenden Cäsaren alles andere als apokalyptisch, denn nicht etwa der Krieg, sondern die Diplomatie sei die hohe Staatskunst, in der sich der Cäsar bewähren müsse. Diese Erkenntnisse sind zwar nicht neu, aber in der Darstellung des Verfassers ordnen sie sich in einen größeren Zusammenhang ein und korrespondieren mit dem späteren politischen Engagement des bald landes‑ und europaweit bekannten Denkers. Markus Henkel zeichnet zunächst ein eindrucksvolles Panorama kulturhistorischer Einflüsse, politischer Tendenzen und gesellschaftlicher Entwicklungen im Kaiserreich, die sich mit den Entwürfen vom „Goldenen Zeitalter“, der Antithetik von Kultur und Zivilisation, dem unbedingten Fortschrittsglauben in der darwinistischen Epoche oder auch mit den neuen literarischen Strömungen verbanden und sein Geschichtsbild determinierten. Insofern kann seine von den revolutionären Ereignissen seiner Zeit geprägte Sicht auch nicht als rein pessimistisch charakterisiert werden, denn sein politisches Engagement zielte darauf, Deutschland ein modernes Staatswesen zu geben, um es zu alter Größe zurückzuführen. Auch war es nicht die Demokratie an sich, die er ablehnte, sondern die Herrschaft der Parteien, da diese nur die Pflicht gegenüber ihren Anhängern kannten. Umstritten wird Spengler dennoch bleiben, aber in der Analyse Henkels treten dessen „polemische Attitüden und realistische Lagebeurteilungen“ (238) in ein ausgewogen‑kritisches Verhältnis zueinander.
Michael Vollmer (MV)
M. A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, TU Chemnitz.
Rubrizierung: 2.311 | 5.42 | 5.46 Empfohlene Zitierweise: Michael Vollmer, Rezension zu: Markus Henkel: Nationalkonservative Politik und mediale Repräsentation. Baden-Baden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35745-nationalkonservative-politik-und-mediale-repraesentation_43319, veröffentlicht am 28.02.2013. Buch-Nr.: 43319 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken