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Christoph Busch (Hrsg.)

Rechtsradikalismus im Internet

Siegen: universi 2010 (Reihe Medienwissenschaften 11); 388 S.; 14,95 €; ISBN 978-3-936533-31-6
Der Sammelband vereint in 19 Beiträgen unterschiedliche Perspektiven auf den Rechtsradikalismus und dessen Auftreten im Internet. Die allgemeine Einordnung enthält wenig Neues, intensiv wird aber auf die Schwierigkeiten im wissenschaftlichen Umgang mit Rechtsradikalismus oder – da fangen die Probleme mit der Begriffsbestimmung schon an – Rechtsextremismus eingegangen. Beide Begriffe werden erläutert und tauchen je nach Schwerpunktsetzung durch die Autoren auch in den weiteren Beiträgen auf. Aufschlussreich ist die Analyse der Kundenstruktur von rechtsextremen Online-Shops von Afhakama und Hofman. Sie beziehen sich dabei auf die gehackten Benutzerdaten eines Shops und zeigen, dass Männer im Laufe der Zeit nicht nur häufiger und mehr bestellen, sondern auch verstärkt rechtsextreme Kommentare abgeben. Ein weiterer Abschnitt ist der Selbstinszenierung und rechtsradikaler Ästhetik im Internet gewidmet. Dabei fällt unter anderem der Beitrag von Freudenberg und Mrosky auf, die Rollenbilder in Online-Kontaktbörsen untersucht haben mit dem Ergebnis, dass es auch Frauen gibt, die mit traditionellen rechtsradikalen Rollenbildern brechen. Sie präsentieren sich nicht als mütterliche Hausfrau, sondern als „aufreizende Kameradin, die sich ihrer weiblichen Reize wohl bewusst ist und diese einzusetzen weiß“ (155). Unter den Texten zu rechtsradikalen Einflüssen auf die Internetöffentlichkeit ist Benders und Erbstößers Inhaltsanalyse von Altermedia aufschlussreich, da es sich bei der Website um das Leitmedium der rechtsextremen Szene handelt. Ihr Ergebnis zeigt, dass hier auf der Argumentationsbasis von Negativschlagzeilen über Politik (auch in Bezug auf die NPD), Medien und Gesellschaft versucht wird, rechtsradikale Vorstellungen über eine andere politische Grundordnung zu begründen und zu etablieren. Zum Abschluss noch einmal sehr interessant ist der Beitrag von Fuchs und Klein, die mithilfe einer Gruppendiskussion mit Jugendlichen untersucht haben, wie jugendgerecht Aufklärungswebsites sind. Ihr Ergebnis zeigt, dass Jugendliche durchaus sachlich informiert werden wollen und dass viele Sites gerade bei der Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Jugendlichkeit noch nachbessern müssen.
Nadja Hagen (NAH)
Studentin, MA Medien-u. Kommunikationswiss./Politik/Slavistik, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Rubrizierung: 2.25 | 2.37 | 2.22 | 2.333 | 2.343 | 2.64 Empfohlene Zitierweise: Nadja Hagen, Rezension zu: Christoph Busch (Hrsg.): Rechtsradikalismus im Internet Siegen: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32861-rechtsradikalismus-im-internet_39254, veröffentlicht am 19.11.2010. Buch-Nr.: 39254 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken