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Denkwerk Demokratie (Hrsg.)

Sprache. Macht. Denken. Politische Diskurse verstehen und führen

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2014; 308 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-593-50072-0
Beim „Denkwerk Demokratie“ handelt es sich um einen 2011 gegründeten Verein, der sich laut Buchinformation selbst als „‚Thinknet‘ im sozial‑ökologischen Spektrum“ versteht. So verwundert es nicht, dass einige Autoren dieses Bandes für die Heinrich‑Böll‑ und die Friedrich‑Ebert‑Stiftung arbeiten. Mit dem Buch will der Verein „theoretisch Interessierten und politischen Praktiker/innen etwas Rüstzeug an die Hand geben“ (11), wie Sprache, Macht und Denken zusammenwirken, um so auch einen Beitrag zur politischen Strategiebildung zu leisten. Mit diesem Anspruch ist den Herausgebern ein durchaus lesenswertes Werk gelungen, das viele innovative Impulse und Argumente – sowohl für die Praxis als auch für die sozialwissenschaftliche Methodendiskussion – liefert. So zeigt die zunächst eher theoretisch ausgerichtete Einführung von Benjamin Mikfeld und Jan Turowski, wie die Methode der Diskursanalyse auch als Grundstein politischer Strategiebildung genutzt werden kann. Den Ausgangspunkt dafür bildet die Feststellung, dass Diskurse „eine zentrale Machtressource für jegliches politisches Handeln“ (22) darstellen und als „Soft Power“ (18) verstanden werden müssen. Dabei unterscheiden sie zwischen fünf Diskursebenen und zehn Eigenschaften, durch die „Diskurswelten“ (37) charakterisiert werden. In ähnlicher Weise stellt Martin Nonhoff im zweiten Teil Überlegungen zu einer erfolgreichen „Diskurspolitik“ an. Eine zentrale Bedingung dafür, dass Diskurse in diesem Sinne eine Hegemonie erlangen, besteht darin, dass sie „differente Forderungen“ in sich vereinen und eine Überwindung einer „Gemeinwohlblockade und/oder desselben Gegners“ (60) aufzeigen. Eine großartige Erzählung über die Bedeutung sinnstiftender Erzählungen und Mythen in der Politik liefert im Anschluss daran Herfried Münkler. Sein Beitrag ist damit zugleich „eine Absage an Linearitätsannahmen“ und „unendliche Extrapolationen des Gegenwärtigen“, wie „sie heute von den Sozialstatistikern“ (117) in Umlauf gebracht würden. Dabei komme es – gerade in der Bundesrepublik – allerdings immer darauf an, wer Mythen wie erzähle. Der dritte Teil des Bandes richtet sich dann wohl vor allem an die politische Praxis. So fragt beispielsweise Melanie Diermann, wie man sozialpolitische Diskurse mithilfe „strategisch sinnvoller Kommunikation steuern“ (205) kann – eine Herausforderung, die vor allem angesichts der normativ hoch aufgeladenen Debatte besonders schwierig ist. Auch die Fallstudie zur politischen Diskursführung im Bundestagswahlkampf 2013 ist lesenswert, weil sie die zentralen Narrative freilegt, die auch heute noch vor allem von den beiden großen Volksparteien in verschiedenen Policyfeldern benutzt werden.
Henrik Scheller (HS)
Dr. phil., Dipl.-Politologe, wiss. Mitarbeiter, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl Politik und Regieren in Deutschland und Europa, Universität Potsdam.
Rubrizierung: 2.3332.3312.3325.42 Empfohlene Zitierweise: Henrik Scheller, Rezension zu: Denkwerk Demokratie (Hrsg.): Sprache. Macht. Denken. Frankfurt a. M./New York: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37353-sprache-macht-denken_45533, veröffentlicht am 31.07.2014. Buch-Nr.: 45533 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken