Umwelt-NGOs. Über Wirkungen und Nebenwirkungen ihrer Professionalisierung
Abschlussarbeit FU Berlin; Betreuung: D. Ohr, K. Roth. – In ihren Arbeitsmethoden und ‑strukturen unterscheiden sich Organisationen wie Greenpeace oder BUND kaum mehr von profitorientierten Unternehmen. Mit Fundraising, Lobbying und der Kooperation mit Unternehmen ebenso wie durch ein verändertes, an ökonomischen Effizienzkriterien orientiertes Personal‑ und Organisationsmanagement haben sich Umwelt‑NGOs zunehmend professionalisiert. Dieser Prozess ist Ausdruck eines grundlegenden Dilemmas zwischen organisationaler Effizienz und politischer Glaubwürdigkeit: Indem Umwelt‑NGOs selbst jener ökonomischen Rationalität folgen, die maßgeblich zur Zerstörung von Natur und Umwelt beigetragen hat, laufen sie Gefahr, ihren ureigenen Zielen entgegenzustehen und ihr Protestpotenzial zu gefährden. Vor diesem Hintergrund fragt Viola Köster nach den Auswirkungen der Professionalisierung auf die Mitarbeiter_innen von Umwelt‑NGOs. Zunächst zeichnet sie die Entwicklungen auf den verschiedenen Managementebenen nach. So zeigt sich etwa beim Personalmanagement, dass der aus der freien Wirtschaft geläufige, zweigleisige Trend zur Flexibilisierung und Bürokratisierung auch in NGOs präsent ist. Mit dem Modell des Arbeitskraftunternehmers (basierend auf „Kontrolle, Lernen, gezielter Motivation und Rationalisierung von Arbeit und Leben“, 83) sei eine neue Stufe der Ökonomisierung der Arbeitskraft erreicht worden. Der empirische Teil, für den die Autorin narrative Interviews mit Mitarbeiter_innen aus verschiedenen Umwelt‑NGOs geführt hat, untermauert die skizzierten Entwicklungen, wonach eine Subjektivierung der Arbeit eingesetzt habe, die mit den Wünschen der Mitarbeiter_innen nach „Selbstbestimmung, Kollegialität, […] Anerkennung, Authentizität und Glaubwürdigkeit“ (133) wenig gemein habe. Selbstausbeutung, Burnout und Resignation seien die Folgen. Köster deutet ihre Befunde abschließend im Lichte der theoretischen Erkenntnisse Herbert Marcuses über den Zusammenhang von „äußerer und innerer Naturzerstörung“ (145). Mit der beschriebenen Art der Professionalisierung etablieren NGOs, so die Schlussfolgerung der Autorin, „krank machende Arbeitsmechanismen“ und „versuchen so, die ‚äußere Natur‘ zu retten, während sie dafür die ‚innere Natur‘ ihrer Mitarbeiter aufs Spiel setzen“ (178). Als Konsequenz müsse nach einer alternativen Professionalisierung gesucht werden, die komplett „mit der Logik des vorherrschenden Realitätsprinzips (Rp) aus der Unternehmensberatung brechen [müsste]“ (183).