Gesellschaftswiss. Diss. Duisburg-Essen; Gutachter: M. Mai, D. Grunow. – Zwar wird die Existenz informeller Politik gemeinhin anerkannt, doch in der Öffentlichkeit zumeist negativ mit Seilschaften, Kungelei und Geheimniskrämerei verknüpft und in der Wissenschaft unter dem Stichwort der Auswanderung der Politik aus den Institutionen diskutiert. Die Autorin versucht das Phänomen der Informalität zu systematisieren und begreifbar zu machen. Am Beispiel der nordrhein-westfälischen Medienpolitik untersucht sie die Formen, Strukturen und Funktionen von Informalität, fragt nach deren Ursachen und Folgen und beleuchtet das Zusammenspiel zwischen formaler und informaler Ebene. Isenberg skizziert zunächst die medienpolitische Entwicklung Nordrhein-Westfalens, stellt die relevanten staatlichen und nichtstaatlichen Akteure dar und arbeitet deren medienpolitischen Positionen heraus. Hieran schließt sich eine qualitative empirische Untersuchung über die informalen Elemente in der Medienpolitik an. Die so gewonnenen Ergebnisse werden abschließend zu einem Modell der legitimen Informalität zusammengefasst und im Lichte ausgewählter governancetheoretischer Ansätze betrachtet. Zu den Befunden gehört u. a., dass sich aus der Akteursperspektive die negativen Aspekte wie Intransparenz, Proporzdenken, Erosion des Verfassungsgefüges u. ä. nicht bestätigen. Zudem bedingen sich Informalität und Formalität gegenseitig: „Politisches Entscheiden in Demokratien ist kollektives Mehrheitsentscheiden und unterliegt der formal-öffentlichen Kontrolle. Politische Entscheidungen können somit informal vorbereitet, jedoch nur formal getroffen werden.“ (215)