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Heiko Knobel

Wandel und Mitgliedschaft. Internationale Sozialisation im Erweiterungsprozess der westlichen Staatengemeinschaft

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2010 (Internationale Beziehungen 14); 288 S.; 39,- €; ISBN 978-3-8329-4088-1
Diss. TU Darmstadt; Gutachter: K. D. Wolf, F. Schimmelfennig. – Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs hegten viele Staaten in Mittel- und Osteuropa den Wunsch, in westlichen internationalen Organisationen Mitglied zu werden. Damit begann ein Prozess der Erweiterung der westlichen Staatengemeinschaft. Dieser zielte vielfach erfolgreich auf den demokratischen Wandel und beförderte dabei die Übernahme von konstitutiven westlich-liberalen Standards. Jedoch verlief dieser Wandel, so Knobel, nicht vorraussetzungslos. Vielmehr setzten häufig schwierige internationale Sozialisationsprozesse ein. Am Beispiel Estlands und Lettlands zeigt er, dass der Erweiterungsprozess als ein internationaler Sozialisationsprozess verstanden werden kann, in dem internationale Organisationen zu zentralen „Sozialisationsagenturen“ (29) wurden. Dabei konzentriert sich der Autor auf die OSZE, den Europarat und die EU, weil diese drei Organisationen maßgeblich mit dem Schutz der Minderheiten im Baltikum beschäftigt waren. Eine der Erkenntnisse dieser Studie ist, „dass die Chance effektiver internationaler Sozialisation nur maximiert werden konnte, weil internationale Organisationen die Veränderung der innerstaatlichen Praxis zur Vorbedingung einer Mitgliedschaft erklärten und dadurch ihre Forderungen nach einer normkonformen innerstaatlichen Praxis reaktiv verstärkten“ (21). Es sei deutlich geworden, dass eine materiell attraktive glaubwürdige Perspektive auf Mitgliedschaft in den Gemeinschaftsorganisationen, insbesondere der EU, die zentrale notwendige Bedingung erfolgreicher Normübertragung sei. Der materielle Anreiz bewege die regierenden Eliten oftmals zur Aufgabe ihrer Position. Auf friedlichem Wege könne die westliche Staatengemeinschaft maßgeblich zur Verankerung grundlegender demokratischer und menschenrechtlicher Standards beitragen.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.42 | 3.6 | 2.61 | 2.2 | 2.21 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Heiko Knobel: Wandel und Mitgliedschaft. Baden-Baden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33532-wandel-und-mitgliedschaft_40124, veröffentlicht am 22.09.2011. Buch-Nr.: 40124 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken