Zwischen Ehrenamt und Berufspolitik. Professionalisierung der Kommunalpolitik in deutschen Großstädten
Politikwiss. Diss. Göttingen; Gutachter: J. Borchert. – Spricht man im deutschen Sprachraum von politischer Professionalisierung – also der Verberuflichung von Politik – ist fast ausschließlich die Ebene der Bundespolitik gemeint. Jedoch zeigen sich in den letzten Jahren auch in der Kommunalpolitik immer stärkere Tendenzen weg vom ehrenamtlichen Mandat hin zu einer Vollzeitbeschäftigung als Berufspolitiker. Diese Entwicklung verändert die kommunale Selbstverwaltung in entscheidendem Maße. So finden sich auf lokaler Ebene zunehmend Berufs- und Karrierepolitiker wieder, die den „Feierabendpolitikern“ Konkurrenz in den Kommunalparlamenten machen und damit, so die Meinung einiger Autoren, dem Prinzip der demokratischen Gleichheit entgegenstehen. Das Ausmaß und die unterschiedliche Entwicklung der kommunalen Professionalisierung in vier deutschen Großstädten (Frankfurt a. M., Hannover, Nürnberg und Stuttgart) stehen im Mittelpunkt des Buches. Im theoretischen Teil wird auf die institutionellen Rahmenbedingungen und die zentralen Entwicklungen im kommunalen Bereich ebenso wie auf den Begriff und die Aspekte der Professionalisierung eingegangen. Die darauf folgenden Kapitel sind der empirischen Untersuchung der Professionalisierungstendenzen innerhalb der Institutionen und der Akteure in den genannten Großstädten gewidmet. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Professionalisierung auf kommunaler Ebene, und hier vor allem in den Großstädten, schon sehr weit fortgeschritten ist, sich aber stark von Stadt zu Stadt mit ihren regionalen politischen Kulturen unterscheidet. Auf die aufgeworfene Leitfrage, ob sich die Kommunalpolitik auf lokaler Ebene durch eine Professionalisierung verändert hat und dies der demokratischen Gleichheit entgegensteht, kann die Autorin aus ihren empirischen Ergebnissen leider keine eindeutigen Ergebnisse ableiten. So bleibt ihr nur zu konstatieren, dass „die kommunale Selbstverwaltung eine der zentralen Traditionslinien bürgerschaftlichen Engagements in Deutschland“ (256) ist und eine Professionalisierung der Kommunalpolitik diesem Ideal entgegensteht.