/ 11.06.2013
Thomas Welskopp
Das Banner der Brüderlichkeit. Die deutsche Sozialdemokratie vom Vormärz bis zum Sozialistengesetz
Bonn: Verlag J. H. W. Dietz Nachfolger 2000 (Historisches Forschungszentrum der Friedrich-Ebert-Stiftung, Reihe: Politik- und Gesellschaftsgeschichte 54); 839 S.; hardc., 65,45 €; ISBN 3-8012-4112-2Geschichtswiss. Habilitationsschrift Berlin; Gutachter: J. Kocka, G. A. Ritter, D. Hertz-Eichenrode. - Die Frühphase der deutschen Sozialdemokratie, zwischen 1848 und 1878, scheint ein stiefmütterlich behandelter Abschnitt der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung zu sein. Welskopp konstatiert, dass die "unfertige Sozialdemokratie" im "unfertigen" Deutschland (19) eher lückenhaft erforscht wurde und holt dies mit der Studie umfassend nach. Die Schwerpunkte liegen auf der sozialen Zusammenset...
Thomas Welskopp
Das Banner der Brüderlichkeit. Die deutsche Sozialdemokratie vom Vormärz bis zum Sozialistengesetz
Bonn: Verlag J. H. W. Dietz Nachfolger 2000 (Historisches Forschungszentrum der Friedrich-Ebert-Stiftung, Reihe: Politik- und Gesellschaftsgeschichte 54); 839 S.; hardc., 65,45 €; ISBN 3-8012-4112-2Geschichtswiss. Habilitationsschrift Berlin; Gutachter: J. Kocka, G. A. Ritter, D. Hertz-Eichenrode. - Die Frühphase der deutschen Sozialdemokratie, zwischen 1848 und 1878, scheint ein stiefmütterlich behandelter Abschnitt der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung zu sein. Welskopp konstatiert, dass die "unfertige Sozialdemokratie" im "unfertigen" Deutschland (19) eher lückenhaft erforscht wurde und holt dies mit der Studie umfassend nach. Die Schwerpunkte liegen auf der sozialen Zusammensetzung, der Organisationsstruktur und der ideologischen Entwicklung. "Aufgabe der vorliegenden Studie ist somit eine entscheidende Historisierung der frühen deutschen Sozialdemokratie. Historisierung bedeutet dabei erstens, die Sozialdemokratie weitergehend als bisher in ihren zeitgenössischen sozialen, kulturellen und politischen Kontext einzubetten. [...] Historisierung bedeutet zweitens, die konstanten Merkmale der deutschen Sozialdemokratie und verschiedene Typen ihres Wandels präzise herauszuarbeiten. [...] Drittens steht Historisierung dafür, die frühe deutsche Sozialdemokratie in ihrem räumlichen Kontext zu verorten [...]. Historisierung bedeutet viertens schließlich, auch Lassalle und Marx in ihren zeitgenössischen sozialen Kontext einzubetten." (24 ff.) Damit ist der Inhalt von Welskopps Studie klar umrissen. In vier Teilen rekonstruiert er auf der Basis einer Vielzahl von zeitgenössischen Quellen die äußerst farbige Sozial- und Kulturgeschichte der frühen Sozialdemokratie und arbeitet den stark handwerklich orientierten und sehr jugendlichen Charakter der Bewegung heraus. Der Autor berichtet über das Innenleben der Arbeitervereine, zeigt die Bedeutung von Versammlungen und Festen für die Identitätsfindung auf und verortet die Ansätze einer eigenen Ideologiebildung, um hier nur einige Beispiele für die Reichweite der umfassenden Studie zu nennen. Dem Leser ist es dabei ebenso gut möglich, sich einen allgemeinen Überblick zu verschaffen, als auch bei einzelnen Fragen tief in die Materie einzudringen.
Stefan Göhlert (SG)
M. A., Politikwissenschaftler, Protokollchef und Bürgerbeauftragter in der Verwaltung der Stadt Jena.
Rubrizierung: 2.311 | 2.331
Empfohlene Zitierweise: Stefan Göhlert, Rezension zu: Thomas Welskopp: Das Banner der Brüderlichkeit. Bonn: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/13090-das-banner-der-bruederlichkeit_15683, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 15683
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M. A., Politikwissenschaftler, Protokollchef und Bürgerbeauftragter in der Verwaltung der Stadt Jena.
CC-BY-NC-SA
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