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Außen- und Sicherheitspolitik

Konflikte und Krisen weltweit

Was wissen wir über Krisen und bewaffnete Konflikte? Was sind ihre Ursachen? Wovon hängt ihr Verlauf ab? Und wie lassen sie sich beenden oder verhindern? Auf diese Fragen gibt es in der Politikwissenschaft zahlreiche, teils sehr unterschiedliche Antworten.

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Betrachtet man die historische Entwicklung bewaffneter Konflikte, so zeigt sich in der jüngeren Vergangenheit ein deutlicher Trend zu mehr organisierter Gewalt. So steigt nicht nur die Zahl der bewaffneten Konflikte seit 2010 rapide an, auch die Opferzahlen haben in den letzten Jahren neue Höchststände seit dem Ende des Kalten Krieges erreicht. Vor diesem Hintergrund ist die analytische Beschäftigung mit militärischen Konflikten, die einen ihrer Anfänge in der Darstellung des Peloponnesischen Krieges durch den antiken griechischen Geschichtsschreiber Thukydides hat, auch mehr als 2.400 Jahre später noch von großer Aktualität und Relevanz.

In der politikwissenschaftlichen Erforschung bewaffneter Auseinandersetzungen wird grundsätzlich zwischen inner- und zwischenstaatlichen Konflikten unterschieden. Dabei überschreiten bewaffnete Konflikte nach einer gängigen Definition des Correlates of War Project (COW) und des Uppsala Conflict Data Program (UCDP) die Schwelle zum Krieg, wenn innerhalb eines Jahres mindestens 1.000 Menschen durch Kampfhandlungen ihr Leben verlieren. Blickt man auf Basis dieser Klassifikation in die Geschichte lässt sich ein deutlicher Rückgang von Kriegen zwischen Staaten im Konfliktgeschehen der Gegenwart feststellen. Stattdessen spielen sich Konflikte heute zumeist innerhalb eines Staates ab und sind von Kämpfen nichtstaatlicher Gruppierungen gegeneinander oder gegen die Regierung geprägt. Gleichzeitig zeigt der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine exemplarisch, dass zwischenstaatliche Kriege – trotz ihres zahlenmäßigen Rückgangs – keineswegs ausschließlich der Vergangenheit angehören. Zudem zeigt dieser Krieg, dass zwischenstaatliche Konflikte weiterhin starke militärische, ökonomische, gesellschaftliche und geopolitische Implikationen und ein enormes Zerstörungspotential aufweisen. Daher bleibt ihre Verhinderung ein zentrales Ziel der Krisen- und Konfliktprävention.

Vor diesem Hintergrund beschreiben, untersuchen und analysieren Wissenschaftler*innen aus dem Bereich der Internationalen Beziehungen die politisch-strategischen, ökonomischen, militärischen und institutionellen Dimensionen von bewaffneten Konflikten und Kriegen. Sie fokussieren sich je nach theoretischer Ausrichtung auf unterschiedliche Faktoren wie etwa politische Interessen, ökonomische Abhängigkeiten, soziale Identitäten oder militärische Potenziale der beteiligten Akteure. Diese Akteure reichen von nicht-staatlichen bewaffneten Milizen, über das reguläre Militär bis hin zu internationalen Organisationen etwa in Form von Blauhelm-Truppen der Vereinten Nationen. In der Politikwissenschaft stehen aber nicht nur politisch-strategische oder militärische Fragen sowie der Kriegsverlauf vor Ort im Fokus, sondern auch Fragen der internationalen Rüstungskontrolle, der zivilen Konfliktprävention und der Friedenssicherung.

Ein enges Verständnis von Frieden als Schutz des staatlichen Territoriums vor militärischen Angriffen ist nicht erschöpfend: Denn Frieden ist für die Politikwissenschaft mehr als nur die Abwesenheit von Gewalt – er umfasst auch Themen wie Ernährungs-, Gesundheits-, Sozial-, Umwelt- oder Geschlechtersicherheit sowie einen effektiven Schutz vor Menschenrechtsverletzung. Zudem betonen Wissenschaftler*innen unisono, dass Konflikte nicht per se negativ zu bewerten, sondern Ausdruck unterschiedlicher materieller und ideeller Positionen seien. Statt Konflikte stillzulegen, müsse es darum gehen, sie produktiv und vor allem friedlich auszutragen. Zugleich wird argumentiert, dass es nicht ausreiche, lediglich auf institutionelle Akteure wie Regierungen und das Militär oder die Struktur des internationalen Systems zu blicken. Stattdessen ist es für ein angemessenes Verständnis eines Konflikts und der Möglichkeiten seiner Beilegung entscheidend, den spezifischen kulturellen, sozialen und politischen Kontext zu kennen sowie die Rolle einzelner Bevölkerungsgruppen, der Zivilgesellschaft und informeller Akteure zu analysieren.

In diesem Themenbereich sollen ganz unterschiedliche Antworten auf ganz unterschiedliche Fragestellungen aufgezeigt werden. Weshalb brechen zwischenstaatliche Kriege aus, wie werden sie ausgetragen und wie enden sie? Wie können sie verhindert werden? Wie verhält es sich mit Bürgerkriegen? Welche Auswirkungen hat beispielsweise der Klimawandel auf Konflikte? Kann es gerechte Kriege geben? Und welche Rolle spielen eigentlich Frauen in Post-Bürgerkriegsgesellschaften?

Konflikte und Krisenprävention weltweit


Forschungseinrichtungen und Think Tanks 


International Crisis Group (ICG)

Analysen und Handlungsempfehlungen zu Konfliktprävention, -lösung und -management.

Global Public Policy Institute (GPPI): Themenschwerpunkt Peace & Security

Wie durch Policymaking organisierte Gewalt verhindert und der Friedensaufbau gestützt werden kann.

Leibnitz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK)

Friedensforschung zu den Ursachen gewaltsamer Konflikte sowie zu den Bedingungen von innergesellschaftlichem und internationalem Frieden.


Weiterführende Links


Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb): Kriege und Konflikte

Wie wurden bislang stabile Friedensschlüsse erreicht und warum bleiben häufig Konfliktursachen bestehen.

Peace Lab Blog

Pointierte Debatten und Vorschläge zu Krisenprävention, Konfliktbewältigung und Friedensförderung.

PRIF Blog

Texte des Peace Research Institute Frankfurt (PRIF) zu aktuellen Fragen und Debatten rund um Friedens- und Konfliktforschung.