Osamah F Khalil: A World of Enemies. America’s Wars at Home and Abroad from Kennedy to Biden
Wie lässt sich erklären, dass die USA seit Jahrzehnten in einem Zustand permanenter Kriegsführung verharren – im Ausland wie im eigenen Land? Osamah F. Khalil zeigt, wie die amerikanische Außenpolitik eng mit innenpolitischen Feindbildern verknüpft ist, etwa im „War on Drugs“ oder „War on Terror“. Der Historiker analysiert die ideologischen, historischen und sicherheitspolitischen Kontinuitäten, die diesen globalen Kriegsmodus legitimieren – vom Vietnamkrieg bis zur zweiten Trump-Präsidentschaft. Arno Mohr lobt Khalils innovative und überzeugende Darstellung.
Eine Rezension von Arno Mohr
Die Verschränkung von Innen und Außen
Diese Studie des amerikanischen Historikers Osamah F. Khalil ist bemerkenswert, weil sie die Außenpolitik der USA nicht in einem konventionellen Sinne behandelt, sondern diese mit politischen Materien aus der Innenpolitik verschränkt betrachtet, die von der Politik – unabhängig von den jeweiligen Mehrheitsverhältnissen im Kongress und unabhängig von der jeweiligen Administration – als Bedrohung für die Nation empfunden wurden und deren Eindämmung sie auf ihre Fahnen geschrieben hat. Der Autor will damit sagen, dass sich die USA in der Wahrnehmung ihrer maßgeblichen Entscheidungsträger*innen Bedrohungsszenarien gegenübersehen, die Verschränkungen von Innen und Außen überaus deutlich erkennen lassen. Er verifiziert damit – so scheint es – die oft vorgetragene Annahme, dass US-amerikanische Politik immer auch „Weltinnenpolitik“ ist, wo die klassischen Unterschiede zwischen äußerer und innerer Politik aufgehoben sind. Das reiche bis in die politische Terminologie hinein, die in beiden Entscheidungsfeldern als identisch angesehen werden kann.
Nach Khalil befinden sich die USA in einem permanenten Kriegszustand, der Feind steht überall, ob in den Straßen von Philadelphia oder im Mittleren Osten, in Südostasien oder in Lateinamerika. „Wars on Crime, Drugs, and Terror“: Die Allgegenwärtigkeit eines Kriegszustandes auf allen Ebenen: Darin spiegelten sich Imaginationen politischer Akteure und Sicherheitsexpert*innen, die, im Bemühen den Status als Führungsmacht in der Welt nicht einzubüßen, die Voraussetzungen bilden, um einen Kampf gegen die ‚Gegner der Zivilisation‘ bestehen zu können – sowohl zuhause als auch draußen in den, wenn es denn sein müsse, entlegensten Regionen der Welt.
“For God and country, I pass Geronimo”
Die eigene Geschichte habe es vorgebildet, so Khalil. Der Glaube an die rassische und religiöse Suprematie der WASP’s-Frontiers in der Eroberung des Westens und der gleichzeitigen Ausrottung der Ureinwohner*innen, die als minderwertig angesehen wurden, lasse sich eins zu eins auf die Interaktionen Amerikas mit dem „rest of the world“ anwenden. Das führe zu Verzerrungen in der Wahrnehmung sowohl eigener Minoritäten als auch von Bevölkerungsgruppen in Übersee. Es sei kein Zufall, dass der Leiter des SEALS-Teams jener Eliteeinheit, die in der Präsidentschaft Obama Osama bin Laden in Pakistan aufgespürt und hingerichtet hatte, seinen Vorgesetzten meldete: „For God and country, I pass Geronimo“ (1). Der Name jenes Häuptlings der Chiricahua-Apachen, der in den 1880/90er-Jahren der Kavallerie das Leben so schwer gemacht hatte, sei mit Bedacht gewählt worden, um zu demonstrieren, dass es berechtigt sei, ein feindliches Territorium, wo es auch liegen möge, mit der Metapher vom „Indian country“ zu versehen. Von Vietnam bis zu den Invasionen in den Irak und in Afghanistan war diese Phrase in Gebrauch und habe einzig allein dem Zweck gedient, eine ganze Bevölkerung aus Überzeugung rassistischer Überlegenheit zu entmenschlichen. Daraus speise sich die Ideologie des US-amerikanischen „exceptionalism“.
Der Begriff der badlands
Ein Anliegen des Buches ist es, zu prüfen, wie der Begriff des „Indian country“ nicht nur nach Übersee ausgeweitet, sondern auch im eigenen Lande gehandhabt wurde. Ein Begriff wie „badlands“, der in der Ära der Prohibition in den 1920/30er-Jahren einen Stadtbezirk bezeichnete, der dann als „rechtlos“ galt, wenn er jeglicher polizeilichen Kontrolle unzugänglich war, wurde später auf völlig verschiedene Gebiete in Südostasien und im Südwesten der USA angewendet: Gegner seien immer die „Anderen“ (3) gewesen. Im Zeitalter der kolonialen Erschließung waren die Ureinwohner*innen der Inbegriff des „primitiven Wilden“, den es zu zähmen und zu missionieren galt. Nach der Unabhängigkeit wurde die Expansion in den amerikanischen Westen als messianischer Ausdruck eines Kampfes um Fortschritt und Zivilisierung gerechtfertigt. Alles, was dem nicht entsprochen habe, sei als „Barbarismus“ denunziert worden. Präsident Woodrow Wilsons Parole „to make the world safe for democracy”, die nach der Intervention der USA auf Seiten der Westalliierten in den Ersten Weltkrieg auf der weltpolitischen Tagesordnung stand, wurde als die neue Rolle Amerikas gerechtfertigt: als des „Polizisten“ der westlichen Hemisphäre.
Das Ergebnis von Khalils Studie ist niederschmetternd. Es ist eine Geschichte eines sechs Jahrzehnte andauernden politischen Versagens; das zu lange zu wenig zur Kenntnis genommen wurde. Der Autor identifiziert drei Haupttrends von Implikationen dieses Politikversagens: (1) das zunehmende Engagement in Entwicklungsländern durch offene und verdeckte Operationen; (2) die Einflussnahme der Innenpolitik auf die Außenpolitik. Während in den Präsidentschaftskampagnen innenpolitische Themen die Wahlkämpfe beherrscht hätten, würden internationale Krisen und ihr Management dann vorrangige Themen, wenn gewählte Präsidenten im Amt sind. Dies zeigt sich Khalil zufolge im Bereich der Politik der counternarcotics (war on drugs) und derjenigen der counterterrorism (war on terror); (3) eine Anhäufung von Aussagensystemen zwischen Vorherrschaft (primacy) und Niedergang (decline). Die Furcht (existential angst [!]) vor diesem decline resultiere aus dem Trauma des Vietnamkriegs, das den American dream zu sabotieren schien (no longer unbounded). Dem ist zuzustimmen. Das implodierte Sowjetreich habe später einen Triumphalismus freigesetzt, der die Überlegenheit der westlichen Welt und Amerikas unter Beweis stellte. Aus „9/11“ sei ein Hyper-Militarismus erwachsen, dessen reaktives Losschlagen gegen einen Feind jenseits von Schlachtfeldern eine nachhaltige Eindämmungspolitik gegenüber Terrorismus und den badlands verhindert habe. Die amerikanische Politik habe sich selbst das Zeugnis ausgestellt, sich in einem Zustand des permanenten Krieges zu befinden (1-6).
Wie die Feuerwehr im Falle eines Brandes
Referenzpunkt für die amerikanische Politik in diesem Zusammenhang ist für den Autor der oben genannte Vietnamkrieg. John F. Kennedy habe die Richtung vorgegeben, als er noch gar kein Präsident war: im Jahre 1956 in einer Rede vor den American Friends of Vietnam, einem antikommunistischen Lobbyverband. In dieser Rede fiel das Wort, das dem ersten Teil von Khalils Buch den Titel gab: The Firemen. Wie die Feuerwehrleute im Falle eines Brandes heraneilten, ihr schweres Gerät ausrollten und zu jedem Mittel griffen, um das Feuer einzudämmen und zu löschen, so müsse auch die amerikanische Politik immer dort zur Stelle sein, mit allen nur denkbaren Mitteln, um die Feuer, die der Kommunismus gelegt habe, in Schach zu halten. Sei dies zu aller Zufriedenheit erledigt, warte schon der nächste Brandherd. Kennedy bezog diese Metapher zunächst auf Vietnam, den Eckpunkt der Freien Welt in Südostasien. Damit begann das grandiose Debakel für die Amerikaner.
Eine „Vietnamisierung“ der US-Außenpolitik
Auf den nächsten Seiten beschreibt Khalil wie Präsident Richard Nixon mit seiner Doktrin von der „Vietnamisierung“ der amerikanischen Außenpolitik noch einen Schritt weiterging. Die USA dürften sich demnach nicht nur nicht aus Südostasien zurückziehen, sondern müssten überhaupt dafür Sorge tragen, dass es künftig keine weiteren ‚Vietnams‘ geben dürfe. Dies würde sich aber auf das Vertrauen in die Führungskraft der USA verheerend auswirken. Allerdings habe Nixon gegenüber seinen Verbündeten auch erklärt, dass die USA nicht mehr direkt in Kämpfe einsteigen, sich ihren Bündnisverpflichtungen aber nicht entziehen würden (45). Nach innen vertrat die Nixon-Administration eine scharfe Law-and-Order-Politik. Sie war in der Hauptsache auf zwei Ziele ausgerichtet, einmal auf die Antikriegs-Interessen der USA.
Selbst der unter Amerikas Konservativen als „Taube“ verschrienen Jimmy Carter habe auf die Unterstützung antikommunistischer Gruppierungen mit Geld und Waffen gesetzt, so zum Beispiel die Mujahedin in Afghanistan gegen die Rote Armee nach deren Invasion (Dezember 1979; 102). Sein Nachfolger Reagan tat es nicht nur Nixon nach, sondern verstärkte noch die amerikanischen Rüstungsanstrengungen, um aus einer Position der Stärke heraus das „Reich des Bösen“ in Schach zu halten einerseits, andererseits den Kampf gegen die Gewaltkriminalität – darin der Antidrogen-Krieg eingeschlossen – voranzutreiben. Sein Berater für Drogenpolitik gab als Ziel ein drogenfreies Amerika aus, um die Gesellschaft zu purgieren (110). Insgesamt bildet für Khalil die Reagan-Administration die Brücke zwischen den counterinsurgency-Operationen in den 1960- und 1970er-Jahren und des Krieges gegen den internationalen Terrorismus nach „9/11“. Der zweite Teil des Buches beschreibt, wie der „Geist“ von Vietnam in den „badlands“ wieder auftauchte (139).
Amerikas Krieg gegen den Terror
Der Autor sieht in Huntingtons These vom „Clash of civilizations” (1986), vor allem in den Simplifizierungen der Befürworter*innen seiner Überlegungen, ein gelehrtes Beispiel dafür, dass Amerikas „Krieg gegen den Terror“ durch einen „Krieg für die westliche Zivilisation“ überformt wurde. Auf der anderen Seite des Schlachtfeldes stünden in dieser Vorstellung Barbarei und „badlands“ (183). Diese „badlands“, in denen die „Geister“ von Vietnam nachklingen, seien Somalia, Bosnien, Kosovo und Ruanda (184) gewesen.
Dann ereignete sich die Katastrophe vom 11. September 2001. Präsident George W. Bush hielt drei Tage später eine Rede vor einer Menge von Rettungshelfer*innen auf dem Trümmerfeld, in der er androhte, dass diejenigen, die diesen grässlichen Terrorakt verübten, „will hear all of us soon.“ (185). Diese Metapher war laut Khalil ein Spiegelbild eines neuen Ethos amerikanischer Außenpolitik, die sich nun noch weiter zu militarisieren begann, mit dem bis heute traurigen Ergebnis einer noch größeren Instabilität weltweit. Der starre Verweis der Bush-Administration, dass der „War on Terror“ notwendig, ja, essenziell sei und dass er global geführt werden müsse, habe die „map of conflict“ über die Maßen ausgeweitet (230). Amerika dürstete es aber nach Vergeltung. Die Bush-Administration begann rasch mit den in ihren Augen erforderlichen Maßnahmen, dem nationalistischen und islamistischen Terror schärfstens entgegenzutreten und ihn zu eliminieren. „Preemptive“ – präventiv – war der entscheidende Begriff, der in der Folgezeit allen militärischen Operationen den Kriegspfad leuchtete. Es war vor allem Vizepräsident Dick Cheney, der die „unitary executive theory“ politisch übernahm, die anzeigen sollte, dass in Notzeiten der Präsident mit unbeschränkten Vollmachten auszustatten sei, ohne vom Kongress oder vom Supreme Court kontrolliert zu werden (190). Es kann hier nicht die Aufgabe sein, die Entscheidungssituationen innerhalb der Bush-Präsidentschaft aufzuzählen, die zum zweiten Irak-Krieg führten. Es genügt darauf hinzuweisen, dass sich in den Präsidentschaftswahlen 2004 Bush mit dem Titel eines „War President“ schmückte und auch die Wahl gewann (206-208).
Unter der Präsidentschaft Barack Obamas Khalil zufolge erfuhr der Global War on Terror, auch nach der Tötung Osama bin Ladens im Mai 2011, eine signifikante Ausweitung (234): Mit Blick auf Afghanistan griffen „counternarcotics“ und „counterinsurgency“ ineinander. Obwohl die Amerikaner über 18 Jahre hinweg neun Milliarden Dollar dafür ausgaben, sah Khalil in diesen Anstrengungen keinen Erfolg. Die Taliban wurden zwar vertrieben, aber ihre wichtigsten Führer konnten flüchten (236). Der Kampf gegen den Terror in Afghanistan habe sich mehr und mehr in der Ermordung selbst minder wichtiger al-Kaida-Angehöriger erschöpft, als dass irgendwelche greifbare Verbesserungen, was Stabilität und Sicherheit anbelangt, auf den Weg gebracht worden seien (246). Fehlgeschlagen war auch, oppositionelle Gruppierungen in Syrien im Kampf gegen das Assad-Regime zu rekrutieren, trainieren und mit Waffen auszustatten (273 f.). Donald Trump und seine Leute steigerten die Niedergangsszenarien ins Pathologische. Daraus speise sich Trumps Parole vom „Make America great again” (280), so der Autor.
Die endlosen Kriege beenden?
In einem abschließenden „Epilog“ trägt der letzte Unterabschnitt von Khalils Studie die Überschrift „Ending the endless Wars?“ (292-304). Seine Überlegungen, die der Autor dort anstellt, erweisen den Wert seiner Arbeit. Khalil hat gezeigt, dass „der Feind“ nicht nur von außen her zur Bedrohung geworden war, sondern auch im Innern steht. Der Kampf gegen den Terrorismus wie gegen die Drogenkriminalität sei nicht voneinander zu trennen. Was Letzteren angehe, habe sich Trump Nixon̕s „law and order“-Politik zum Vorbild genommen, was das Erstere anbelange, habe Reagan̕s „peace through strength“-Außenpolitik Pate gestanden. Khalil hat aber auch zu verstehen gegeben, dass Trump einen differenzierteren Ansatz im Vergleich zur Politik von George W. Bush und Barack Obama vertreten habe. Dies bezog sich auf die amerikanische Nahost-Politik. Für Trump sei hier die entscheidende Maxime eine Politik „tempered by realism“. Khalil zitiert dazu eine Äußerung Trumps aus der Präsidentschaftskampagne von 2016. Die ihn beratenden Militärs und Sicherheitsleute wüssten, wie Kriege zu gewinnen oder zu vermeiden seien (293). Ein planloses Vorgehen würde in dieser Region nur ein Machtvakuum schaffen, in das islamistische Terroristen hineinstoßen könnten. In Khalils Buch fällt übrigens auf, dass der Kampf der Amerikaner gegen den Drogenhandel immer dann auf der Prioritätenliste ganz oben stand, wenn es Konnotationen zum Antiterrorkrieg aufzuweisen hatte. Dafür habe sich der amtliche Begriff des „narcoterrorism“ eingebürgert (251).
Auch in Bezug auf die NATO hat Trump eine spezielle Note gesetzt. Leider ist Khalil nicht auf Trumps Inaugurationsadresse zu seiner ersten Amtszeit am 20. Januar 2017 eingegangen. Dort steht nämlich, dass Amerika weiterhin „alte“ Allianzen ertüchtigen würde, aber auch sich das Recht vorbehalten werde, neue Allianzen einzugehen, auch, um den Kampf der „civilized world“ gegen den terroristischen Islamismus gemeinsam zu führen und diesen vollständig auszurotten.[1] Auf die sicherheitspolitische Bedeutung der NATO und die Rolle der USA dabei für Europa ist Khalil leider nicht zu sprechen gekommen, folglich auch nicht auf die Ängste der Europäer, sollten die Amerikaner das Nordatlantik-Bündnis verlassen. Diese Frage war ja schon virulent, als der junge Trump noch in seinem goldenen Käfig saß.
Von Realismus zeugt die Ansicht Khalils, die Amerikaner würden sich offenkundig nur noch von Feinden umstellt sehen. Trump hatte dieses Wehklagen schon in seiner ersten Präsidentschaft auf die Spitze getrieben. Mit Beginn seiner zweiten Amtszeit hat sich dies nochmals verstärkt, abzulesen an der Verkündigung seiner Zollpolitik Anfang April 2025. Es ist das Credo der US-amerikanischen Politik, ihr historisch gewachsenes Selbstbild mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen alles, was diesem Selbstbild schaden könnte, zu verteidigen. „Verteidigen“ heißt im amerikanischen Sinne vor allem auch: Krieg führen, auch außerhalb ihrer Grenzen. Khalil sagt zu Recht, dass dieses eindimensionale Konfliktmanagement die Suche nach diplomatischen Lösungsmöglichkeiten erheblich limitiere (299).
Khalils Buch sticht hervor, weil es eine immanente Verbindung zwischen inneren und äußeren Faktoren der Konfliktaustragung globaler Spannungen aufzeigt, die den Kampf gegen „terrorism and drugs“ legitimieren. In den aktuellen Analysen zur amerikanischen Außenpolitik ist dies in dieser Klarheit und Überzeugungskraft noch nicht festgehalten worden. Wenn man dieses Buch gelesen hat, kommt es einem vor, als ob die Amerikaner in die Fußstapfen der Parole des britischen Imperialismus – „the white man̕s burden“ – getreten seien. Bei den Amerikanern bleibt es aber nicht bei der kriegerischen Rhetorik; sie greifen auch zu, und so nimmt es nicht wunder, dass sie sich überall in der Welt militärisch engagieren, wo sie ihre Werte attackiert sehen. Dann sehen sie den Waffengang als gerechtfertigt an – der „constant refrain“ der amerikanischen Präsidenten von Lyndon B. Johnson bis George W. Bush, wie es bei Khalil heißt (300).
Am Ende seines Werkes glaubt Khalil, dass die USA in der Bekämpfung des Terrorismus besser führten, wenn sie ihre Gegenmaßnahmen auf eine dynamischere und kreativere Grundlage stellen würden. Das sei in den vergangenen zwei Dekaden nicht der Fall gewesen. Die ideologische Rhetorik habe eine zielführende Implementierung verhindert und zu desaströsen Konsequenzen geführt – für die USA und für die Welt. Lakonisch stellt Khalil hinsichtlich einer künftigen US-amerikanischen Außenpolitik ein pessimistisches Zeugnis aus: Weder seien ihre Protagonisten fähig, sich auf globale Herausforderungen sachgemäß einzustellen – wenn sie denn als solche überhaupt wahrgenommen würden –, noch seien diese in der Lage, sich auf einen fundamentalen Wandel ihrer Problemlösungskapazitäten einzulassen (304), die mehr beinhalten sollten als nur das, was ich das „atavistische Wechselspiel von ‚Wie-Du-mir-So-ich-Dir` nennen möchte. Die zweite Trump-Administration sorgt schon kräftig dafür, dass diese Forderung ein frommer Wunsch bleiben wird.
Anmerkungen:
[1] Der Text der Rede in: My Fellow American̕ s. Presidents and Their Inaugural Addresses, ed. By Yuvraj Singh, Introduction by Ted Widmer, Oxford UP, 2024, 597-600, die zitierte Stelle: 599.