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Rezension / 23.07.2023

Sabine Adler: Die Ukraine und wir. Deutschlands Versagen und die Lehren für die Zukunft

Berlin, Ch. Links Verlag 2022

Wie kam es zum Ukraine-Krieg und welche Fehler haben Deutschland und die Europäische Union begangen? Sabine Adler gibt Antworten auf diese Fragen, indem sie das aktuelle Kriegsgeschehen in der Ukraine in einen größeren geografischen und historischen Kontext stellt. Sie kritisiert unter anderem die Nord-Stream-Abkommen sowie Deutschlands Geschichtsvergessenheit gegenüber der Ukraine. Rezensent Michael Kolkmann lobt Adlers Werk als lesenswertes, kurzweiliges und kenntnisreiches Buch.

Seit deutlich mehr als einem Jahr bestimmt der russische Angriffskrieg auf die Ukraine die Schlagzeilen. Begleitet wird der Krieg und dessen Analyse von zahllosen Journalist*innen und Wissenschaftler*innen, die mit ihrer Expertise öffentlich zu erklären versuchen, wie sich der Krieg entwickelt, welche Konsequenzen er für die Menschen vor Ort, aber auch für die Länder in Europa und darüber hinaus zeitigt. Darüber hinaus lautet eine der grundsätzlichsten Fragen, wie es überhaupt zu diesem Krieg kommen konnte. Hier setzt die Journalistin Sabine Adler mit ihrem Buch „Die Ukraine und wir“ an, um das aktuelle Kriegsgeschehen in der Ukraine in einem größeren geografischen wie auch historischen Kontext zu verorten und damit für die Leserschaft einen Mehrwert zu generieren, der über zahlreiche andere aktuelle Publikationen zum Thema hinausgeht.

Adler ist die Osteuropa-Expertin des Deutschlandfunks und berichtete viele Jahre lang aus Moskau, sie leitete aber ebenso das Hauptstadtstudio in Berlin und war als Korrespondentin mit den Schwerpunkten Polen, Belarus, den baltischen Ländern und Ukraine im Studio Warschau tätig. Natürlich laufen Neuerscheinungen zu aktuellen Ereignissen Gefahr, mit Erscheinen oder kurz danach nicht mehr up to date zu sein. Und das vorliegende Buch ist bereits im Juni 2022 abgeschlossen worden, seitdem hat der Krieg Russlands gegen die Ukraine eine ganze Reihe von weiteren Etappen durchlaufen. Diesem Risiko begegnet Sabine Adler, indem sie den inhaltlichen Bogen ihrer Ausführungen weit spannt und etwa die Annexion der Krim, die Ereignisse rund um den Euromaidan, die Nord-Stream-Abkommen, ja sogar den Zerfall der Sowjetunion und die Tschetschenienkriege in ihre Argumentation mit einbezieht. Im Nachwort betont Adler, dass ein Buch während eines Krieges zu schreiben stets nur eine „Momentaufnahme“ (247) sein kann. Und doch ist das Buch viel mehr als das, da die Autorin nicht nur historisch weit ausholt, um heutige Vorgänge und Ereignisse einzuordnen, sondern auch Aspekte berücksichtigt, die in anderen Werken zur Ukraine beziehungsweise zu Russland fehlen.

Eingangs stellt Adler mit Blick auf den Kriegsbeginn im Februar 2022 die zentralen Fragen ihres Buches vor: “Wie konnte es zu dieser Eskalation kommen? Was haben wir übersehen? Welche Fehler wurden in Deutschland und in der Europäischen Union gemacht?“ (7). Mit Kritik spart die Autorin dabei nicht. Das ukrainische Haus drohe laut Adler „in Flammen aufzugehen, doch Deutschland reicht die Wasserflasche, statt die Feuerwehr zu holen“ (13). Sie verweist auch wiederholt darauf, dass die aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen einen jahrelangen Vorlauf haben: „Erst am 24. Februar 2022 nimmt Europa entsetzt zur Kenntnis, dass es Krieg in Europa gibt. Wieder Krieg, wie es so oft heißt, was offenbart, wie blind der Westen für die vergangenen acht Jahre in der Ukraine gewesen ist“ (87). Zugleich legt Adler auch die Widersprüchlichkeiten der deutschen Politik offen und illustriert dies anhand zahlreicher Beispiele, etwa dem folgenden: Da das deutsche Rüstungsrecht eine „Endverbleibserklärung“ (12) vorsieht, ist es nicht so einfach, dass Estland aus Deutschland stammende Haubitzen an die Ukraine weitergibt. Bekanntheit erlangten die 5000 Helme, die das Bundesverteidigungsministerium an die Ukraine geliefert hat. Und Adler zitiert Vitali Klitschko, den Kiewer Bürgermeister: „Was will Deutschland als Nächstes zur Unterstützung schicken? Kopfkissen?“ (11). Sie vermutet: „Ein rechtzeitiges Aus für die zweite Gaspipeline von Russland nach Deutschland hätte den Herrscher im Kreml vielleicht aufhorchen lassen“ (14).
Vor allem für die politischen Akteure in der Bundesrepublik findet die Autorin deutliche Worte: „Wenn es eine Weltmeisterschaft der Putin-Versteher gäbe, kämen die Sieger ziemlich oft aus Deutschland“ (16). Im „Quartett der eitlen Alten“ (106) steht für sie neben Erhard Eppler, Egon Bahr und Helmut Schmidt Altkanzler Gerhard Schröder an erster Stelle: „Er ist eine Bürde für die SPD und die Personifizierung ihrer Ostpolitik, die am Ende die Interessen aller osteuropäischen Partner außer die Russlands ignoriert hat“ (30). Aber auch Bundespräsident Steinmeier, als Schröders Kanzleramtsminister der „Erfinder der Modernisierungspartnerschaft“ (158) mit Russland, und Angela Merkel werden mit Kritik bedacht. Zur Bundeskanzlerin bemerkt Adler: „Es gehört zu den problematischen Seiten ihres Führungsstils, dass sie ihre Beweggründe gar nicht oder erst hinterher darlegt und es der Öffentlichkeit so eine Zeit lang unmöglich macht, ihr Handeln nachzuvollziehen“ (51). Die Erklärung ihrer Politik im Gespräch mit dem Journalisten Alexander Osang im Berliner Ensemble im Juni 2022 komme jedenfalls „14 Jahre zu spät“ (51).

Adler greift in ihrem Buch immer wieder Narrative aus der aktuellen Debatte auf, um sie in historischer Hinsicht zu beleuchten und, wo notwendig, auch zu hinterfragen, zum Beispiel das Ja der damaligen Sowjetunion unter Michail Gorbatschow zum uneingeschränkten NATO-Beitritt der Bundesrepublik. Oder die These, dass sich die Geschichte anders entwickelt hätte, wenn Angela Merkel 2008 einem NATO-Beitritt der Ukraine zugestimmt hätte. Die Autorin hält fest: Selenskyis „Land hätte die russische Invasion wohl nie erlebt, wäre die Entscheidung von 2008 anders ausgefallen“ (46). Aber Adler zeigt auch auf, dass sich vorschnelle Einschätzungen verbieten, denn der Gesamtkontext war deutlich komplizierter. So zog am Horizont bereits die Weltfinanzkrise auf. Die Vereinigten Staaten waren mit dem Irakkrieg nach wie vor stark eingebunden. Mit Präsident George W. Bush hatten die Ukraine und Georgien „wahrlich nicht den angesehensten Fürsprecher für ihr Anliegen“ (47). Dessen „Vorpreschen bei der NATO-Erweiterung abzuwehren, war der Öffentlichkeit vor diesem Hintergrund leichter zu vermitteln als ihm nachzugeben“ (ebenda), und so lehnten Merkel und der französische Präsident Nikolas Sarkozy ab, zumal „auf der anderen Seite Putin drohte“ (ebenda). Adler fragt und antwortet gleichermaßen: „War das Appeasement-Politik? Zumindest hat der Westen die Chance, das eigene Bündnis zu stärken, verstreichen lassen. Das bestätigte Medwedew und Putin, mit ihrem Aggressionskurs fortzufahren, wie der anschließende Georgienkrieg zeigte“ (ebenda). Mit Blick auf die damaligen multilateralen Verhandlungen, etwa im Rahmen des 2+4-Prozesses im Jahre 1990, und entsprechend einschlägige Dokumente zeichnet Adler an dieser Stelle den Diskussions- und Entscheidungsprozess nach. Sie thematisiert auch die gesamteuropäischen Kooperationsbemühungen, etwa im Rahmen der Charta von Paris und des NATO-Programms „Partnership for Peace“ oder der NATO-Russland-Grundakte und des NATO-Russland-Rates.

Ausführlich werden im vorliegenden Buch die Ereignisse rund um den Euromaidan und die „orangene Revolution“ in den Jahren 2013 und 2014 nacherzählt. Kenntnisreich schildert die Autorin die damaligen Proteste, legt ihren Augenmerk auf zentrale Akteure des Regimes (wie Viktor Janukowitsch) sowie auf die Protestbewegung (wie Vitali Klitschko und Julia Timoschenko) und bezieht auch externe Akteure wie die Europäische Union in ihre Analyse ein. Am Ende der Proteste sind über 100 Menschen tot. Und kurz darauf kommt es zur Annexion der Krim. Im Osten der Ukraine wiederholt sich dann, was zuvor auf der Krim zu beobachten war: „Prorussische Separatisten und russisches Fußvolk, das von russischen Geheimdienstmitarbeitern angeleitet und militärisch abgesichert wird, besetzen die Stadtverwaltungen, Polizeistationen und andere Institutionen und nehmen jeden fest, der Widerstand leistet: Bürgermeister, Abgeordnete, Priester, Personen, die zu den aktivsten in der Gesellschaft gehören, die eine bestimmte Autorität verkörpern und friedlichen Widerstand organisieren“ (82).

Adler moniert wiederholt, dass die Sowjetunion in vielen Diskussionen mit Russland gleichgesetzt wurde und ein Land wie die Ukraine, „flächenmäßig fast doppelt so groß wie Deutschland und etwa so viele Einwohner […] wie Polen“ (101) durch das Raster der öffentlichen Aufmerksamkeit falle. Sie verweist darauf, dass es die Ukraine war, deren Territorium zum einen vollständig und zum anderen über die gesamte Dauer des Russlandfeldzuges von Nazi-Deutschland besetzt war (vergleiche 101 f.). Und sie konstatiert mit Blick auf aktuelle politische Debatten in Deutschland: “Weshalb mit Blick auf die Geschichte auf Russland Rücksicht genommen werden muss und auf die Ukraine nicht, erklärt sich nicht“ (102). An anderer Stelle heißt es: „Aus der erschreckenden Unkenntnis heraus, dass die ehemalige Sowjetunion nicht nur das heutige Russland ist, suchte die deutsche Politik über Jahre eine Nähe zu Russland, die sie der Ukraine verweigerte. Den Hunderttausenden Ukrainern, die für den demokratischen Weg ihres Landes in die EU demonstrierten, zeigte sie die kalte Schulter. Die Geschichtsvergessenheit gegenüber der Ukraine ist bis heute beschämend“ (165).

Auch andere, in der Öffentlichkeit weniger präsente politische Akteure finden im Buch Berücksichtigung, etwa die Grünen-Politikerin Marieluise Beck, die seit vielen Jahren in die Ukraine fährt, um humanitäre Projekte auf den Weg zu bringen - und die schon im Jahr 2014 bemerkte: „Zum Schutz derjenigen, die zu Angegriffenen werden, braucht man notfalls militärische Mittel“ (149). In diesen Passagen werden die zivilgesellschaftlichen Gruppen in der Ukraine zum Hauptgegenstand des Buches. Auch die zentralen Akteure der neuen Ampel-Koalition wie Olaf Scholz finden Berücksichtigung (vergleiche 181 ff.). Allzu positiv fällt ihr (vorläufiges) Urteil allerdings auch hier nicht aus: „Die neue Regierung in Berlin setzt die Fehler der alten fort. Die Lernkurve bleibt flach“ (185). Die „Zeitenwende“-Rede des Bundeskanzlers dagegen findet viel Lob seitens der Autorin: „Binnen einer halben Stunde hat Scholz die Fehler der Vergangenheit benannt und, viel wichtiger noch, korrigiert. Er hat der deutschen Sicherheits-, Energie- und Umweltpolitik eine neue Richtung gewiesen“ (192), und das alles gemäß seiner von ihm selbst formulierten Maxime „Wer Führung bestellt, bekommt sie“ (ebenda). Vollends überzeugt ist die Autorin gleichwohl auch nach der Rede nicht. Sie wirft Scholz denselben Fehler vor, den bereits viele deutsche Politiker vor ihm gemacht haben und knüpft damit an die oben erwähnten Perspektiven auf Russland und die Ukraine an: „Seiner Rede mangelt es an Balance: Selbst jetzt zu Kriegsbeginn geht der Kanzler sehr viel ausführlicher auf die Befindlichkeiten der Russinnen und Russen ein als auf die Not der Ukrainer“ (192). Vor allem die (mangelnde) Kommunikation des Kanzlers nimmt sie aufs Korn. Dahinter verbergen sich aber zentrale und wichtige andere Fragen, die die Lektüre des Buches gewinnbringend erscheinen lassen: Wird etwa die deutsche Außenpolitik von Werten oder eher von Interessen bestimmt (vergleiche 212)? Wie kann man im deutschen und im europäischen Sinne agieren, ohne diese Interessen auf Kosten der Ukraine durchzusetzen (ebenda)? Und was ist das Ziel der deutschen Ukrainepolitik: „Muss die Ukraine den Krieg gewinnen? Oder: Darf Russland den Krieg nicht gewinnen?“ (198, Hervorhebung im Original; und die Autorin weist daraufhin, dass dies mehr als eine Wortklauberei ist).

Besonders spannend erweist sich die Lektüre dort, wo über den aktuellen zeithistorischen Tellerrand hinausgeblickt wird. So widmet sich die Autorin in ihren Ausführungen auch der Geschichtspolitik und Erinnerungskultur in der Ukraine und darüber hinaus, indem sie zum Beispiel den „Holocaust durch Kugeln“ thematisiert: der Holocaust begann nicht erst in den Konzentrationslagern, sondern setzte deutlich früher durch Massenerschießungen ein (vergleiche 138 ff.). Auch der Holodomor unter Josef Stalin („Hungertod“) wird prominent berücksichtigt, das „Töten durch Verhungernlassen“ (146), bei dem fast vier Millionen ukrainische Bürger den Tod fanden. Daneben findet auch das Thema Raubkunst Berücksichtigung (vergleiche 166 ff.). Aus der heutigen Situation zieht Adler den Bogen hin zu den Raubzügen der Nazis: „Überall ahnen die Menschen, dass ihre Heimat einmal mehr kulturell ausblutet, so wie das vor 80 Jahren geschah, als die deutschen Besatzer auf ukrainischem Territorium sogenannten Lebensraum für 15 bis 20 Millionen Deutsche schaffen wollten“ (166). „Den mordenden Einheiten folgten die Kunsträuber dicht auf den Fersen“ (168). Für die heutige Situation stellt sie fest: „Seit dem Einmarsch am 24. Februar 2022 haben die russischen Truppen eine Spur der Verwüstung in der Ukraine hinterlassen. So schonungslos sie mit der Bevölkerung umgehen, so rücksichtslos wird auch Kunst zerstört“ (174).

Entstanden ist summa summarum ein lesenswertes, kurzweiliges und kenntnisreiches Buch, in dem Adler ihre persönliche Einschätzung selten hinter dem Berg hält und in dem sie auf angenehm pointierte Art und Weise aktuelle wie vergangene politische Prozesse und Entscheidungen kritisch diskutiert und kommentiert. Vor allem für die deutsche Politik und ihre Akteure findet sie dabei deutliche Worte. Dass im Buch die Abschnitte mit den im Titel erwähnten „Lehren für die Zukunft“ mit einem Blick auf einen möglichen Untersuchungsausschuss, eine denkbare Enquete-Kommission oder parteiinterne Geschichtskommissionen (vergleiche 228) vergleichsweise knapp ausfallen, ist unter Berücksichtigung des aktuell dynamischen politischen Geschehens nicht überraschend. Vermutlich wären hier ohnehin eher die Osteuropa-Geschichtswissenschaft, aber auch ganz konkret die einschlägigen Wissenschaftsakteure in der Politikberatung gefragt. Bis dahin aber hat Sabine Adler zu ihrem Untersuchungsgegenstand das Buch der Stunde vorgelegt.

 

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Weiterführende Links

Stefan Hansen, Olha Husieva, Kira Frankenthal / 2023

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In diesem Open Access-Sammelband blicken renommierte Expert*innen aus der Sicherheitspolitik auf die Ursachen, Entwicklungen und bisher absehbaren Folgen des russischen Angriffskriegs. Dabei liegt ein Augenmerk auf der Aufarbeitung von Deutschlands Russlandpolitik seit 1990.

Institut für Sicherheitspolitik an der Uni Kiel

 

Externe Veröffentlichungen

Catrin Stövesand / 15.08.2022

Deutschlandfunk

Jörg Himmelreich / 02.03.2022

Deutschlandfunk Kultur

Christoph Hasselbach / 30.05.2022

Deutsche Welle