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/ 11.06.2013
Raina Zimmering

Mythen in der Politik der DDR. Ein Beitrag zur Erforschung politischer Mythen

Opladen: Leske + Budrich 2000; 385 S.; ISBN 3-8100-2732-4

Der Untergang der DDR lässt sich nicht allein aus der Analyse ihres politischen Systems, aus der Ineffizienz ihrer Ökonomie und den welthistorischen Konstellationen heraus erklären; ebenso wichtig für die Untersuchung der politischen Entwicklung der DDR sind "politische Kultur und Psychologie". Es geht in der Untersuchung deshalb darum, der "Art und Weise der Entstehung von Einstellungen durch historische ...

Raina Zimmering

Mythen in der Politik der DDR. Ein Beitrag zur Erforschung politischer Mythen

Opladen: Leske + Budrich 2000; 385 S.; kart., 64,- DM; ISBN 3-8100-2732-4

Der Untergang der DDR lässt sich nicht allein aus der Analyse ihres politischen Systems, aus der Ineffizienz ihrer Ökonomie und den welthistorischen Konstellationen heraus erklären; ebenso wichtig für die Untersuchung der politischen Entwicklung der DDR sind "politische Kultur und Psychologie". Es geht in der Untersuchung deshalb darum, der "Art und Weise der Entstehung von Einstellungen durch historische Reminiszenzen und kollektive Selbstentwürfe" (11) auf die Spur zu kommen, eben dem "politischen Mythos". Sind "politische Mythen jedem politischen System inhärent und konstitutiv", dienen sie als "Medien politischer Legitimation und Integration für Gruppen von Menschen," und "fungieren als Prozessoren der Herstellung kollektiver Handlungsmacht" (13), so werden hier die Gründungs- und Sinnstiftungsmythen der DDR anhand der drei Beispiele "Antifaschismus" (Gründungsmythos), "Bauernkrieg und die Reformation" (Additionsmythen) sowie "Preußen" ("Arbeit an Mythos") untersucht und auf die Frage zugespitzt: "Welche Inkonsistenzen und Widersprüche wiesen die politischen Mythen in der DDR von vornherein auf?" (14) Der Autorin gelingt es nachzuweisen, "dass es der DDR am Anfang durchaus gelungen war, über mythische Narrationen und kulturelle Formung kollektiver Erinnerung politische Identität herzustellen" (359). Allerdings büßten die Mythen schnell an Integrationskraft ein und besaßen 1989/90 keinerlei Revitalisierungskraft mehr. Denn: Hatten die Mythen "Antifaschismus" sowie "Bauernkrieg und Reformation" noch das Versprechen von Demokratie enthalten, so nahm ihre Deutung durch die Machthaber immer mehr "den Charakter einer autoritären Selbstinszenierung" an, während die neuen Mythenkonstruktionen "Preuße" und "Luther" "den Ursprungsmythos oftmals geradezu konterkarierten, so dass sich die Struktur des politischen Mythos der DDR völlig veränderte und keine ausreichende Glaubensgrundlage mehr bieten konnte" (359).

Inhaltsübersicht: I. Mythen in der Politik - theoretische Ausgangsfragen; II. Der Antifaschismus - Gründungsmythos der DDR; III. Bauernkrieg und Reformation als politische Mythen der DDR; IV. Der Preußenmythos in der DDR.

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Heinz-Werner Höffken (Hö)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg.
Rubrizierung: 2.3142.23 Empfohlene Zitierweise: Heinz-Werner Höffken, Rezension zu: Raina Zimmering: Mythen in der Politik der DDR. Opladen: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/12161-mythen-in-der-politik-der-ddr_14514, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 14514 Rezension drucken
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