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/ 11.06.2013
Klaus Holz

Nationaler Antisemitismus. Wissenssoziologie einer Weltanschauung

Hamburg: Hamburger Edition 2001; 615 S.; geb., 35,- €; ISBN 3-930908-67-0
Soziolog. Habilitationsschrift Leipzig; Gutachter: W. Bergmann, S. Meuschel, A. Nassehi. - Ausgangspunkt der Studie ist der doppelte Gedanke, dass "der Zusammenhang von Nationalismus und Antisemitismus nur ungenügend analysiert worden" (11) sei und andererseits Soziologie und Antisemitismusforschung getrennte Wege gegangen seien. "Ziel der Arbeit ist es, durch theoretisch und methodologisch reflektierte, empirisch durchgeführte Analysen die Sinnstruktur der national-antisemitischen Weltanschauun...
Klaus Holz

Nationaler Antisemitismus. Wissenssoziologie einer Weltanschauung

Hamburg: Hamburger Edition 2001; 615 S.; geb., 35,- €; ISBN 3-930908-67-0
Soziolog. Habilitationsschrift Leipzig; Gutachter: W. Bergmann, S. Meuschel, A. Nassehi. - Ausgangspunkt der Studie ist der doppelte Gedanke, dass "der Zusammenhang von Nationalismus und Antisemitismus nur ungenügend analysiert worden" (11) sei und andererseits Soziologie und Antisemitismusforschung getrennte Wege gegangen seien. "Ziel der Arbeit ist es, durch theoretisch und methodologisch reflektierte, empirisch durchgeführte Analysen die Sinnstruktur der national-antisemitischen Weltanschauung zu rekonstruieren und so eine Soziologie dieser Weltanschauung zwar nicht umfassend auszuarbeiten, wohl aber auf den Weg zu bringen." (11) An ausführliche methodologische Vorüberlegungen schließen sich eine Reihe von Fallbeispielen an, die intensiv anhand ihrer Texte und im Kontext untersucht werden. Allerdings spricht Holz hier von "subsumtionslogischer Interpretation" (120), von "Sequenzanalyse" (141) und immer wieder von "Rekonstruktion" (149 und passim). Für jedes Kapitel wählt Holz einen zentralen Text aus, der im Zentrum steht und der tiefschürfend untersucht wird. Die Texte sind vielfältig; mal ist es ein Buch, mal eine Rede, mal ein Gerichtsprotokoll. Nationalismus, so das Ergebnis der Analyse, ist eng mit dem Antisemitismus verknüpft, da der Ausgrenzung der Juden das Gegenbild der "Wir-Gruppe" als Volk, Staat und Nation gegenüberstehe. Diese Verbindung von Nationalismus und Antisemitismus nicht methodisch reflektiert untersucht zu haben, ist nach Holz das gemeinsame Manko der Ansätze von Goldhagen, Jäckel und Mommsen (552). Umgekehrt ist seine Studie ein besonders gutes Beispiel für textorientierte, postmoderne Sozialwissenschaft und die mit rekonstruktiver Methodik möglichen Ergebnisse. Inhaltsübersicht: II. Methode der Rekonstruktion; III. Postliberaler Antisemitismus (Treitschke); IV. Christlich-sozialer Antisemitismus (Stoecker); V. La France Juive (Drumont); VI. Nationalsozialistischer Antisemitismus (Hitler); VII. Marxistisch-leninistischer Antizionismus (Slánský-Prozeß); VIII. Antisemitismus nach Auschwitz (Waldheim-Affäre).
Michael Dreyer (MD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.232.355.422.3122.42.612.62 Empfohlene Zitierweise: Michael Dreyer, Rezension zu: Klaus Holz: Nationaler Antisemitismus. Hamburg: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/12819-nationaler-antisemitismus_15352, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 15352 Rezension drucken
CC-BY-NC-SA