/ 12.06.2013
Stefan Middendorf
Recht auf Arbeit in der DDR. Von den theoretischen Grundlagen bis zu den Berufsverboten für Ausreisewillige
Berlin: Berlin Verlag Arno Spitz GmbH 2000 (Berliner Juristische Universitätsschriften: Zivilrecht 31); 488 S.; kart., 50,11 €; ISBN 3-8305-0084-XRechtswiss. Diss. Berlin; Gutachter: R. Schröder, H. P. Benöhr. - Als vielleicht augenfälligster Beweis der Überlegenheit des Sozialismus über den Kapitalismus diente der DDR-Propaganda das Recht auf Arbeit. Die Staats- und Parteiführung brüstete sich regelmäßig mit der Verwirklichung des Rechts im Alltag. Sowohl in praktischer als auch in rechtlicher Hinsicht wirft diese Rhetorik eine ganze Reihe von Fragen auf. Ziel des Autors ist es, Realität von Propaganda zu lösen und die Umsetzung des Rech...
Stefan Middendorf
Recht auf Arbeit in der DDR. Von den theoretischen Grundlagen bis zu den Berufsverboten für Ausreisewillige
Berlin: Berlin Verlag Arno Spitz GmbH 2000 (Berliner Juristische Universitätsschriften: Zivilrecht 31); 488 S.; kart., 50,11 €; ISBN 3-8305-0084-XRechtswiss. Diss. Berlin; Gutachter: R. Schröder, H. P. Benöhr. - Als vielleicht augenfälligster Beweis der Überlegenheit des Sozialismus über den Kapitalismus diente der DDR-Propaganda das Recht auf Arbeit. Die Staats- und Parteiführung brüstete sich regelmäßig mit der Verwirklichung des Rechts im Alltag. Sowohl in praktischer als auch in rechtlicher Hinsicht wirft diese Rhetorik eine ganze Reihe von Fragen auf. Ziel des Autors ist es, Realität von Propaganda zu lösen und die Umsetzung des Rechts auf Arbeit in der DDR aus juristischer Sicht zu beleuchten. Dabei stehen nicht nur rechtstheoretische Fragen nach dem Regelungsgehalt des Grundrechts und der entsprechenden arbeitsrechtlichen Bestimmungen im Zentrum der Erörterung, sondern - soweit möglich - rechtstatsächliche Aspekte der Gewährung des Rechts auf Arbeit. Zu Beginn jedoch skizziert Middendorf die historische Entwicklung der Idee des Rechts auf Arbeit und die Stellung der Grundrechte allgemein im Rechtssystem der DDR. Daran anschließend analysiert er die einzelnen Facetten des Rechts auf Arbeit in jeweils eigenen Abschnitten. Dazu zählt zunächst der Anspruch jedes DDR-Bürgers auf einen Arbeitsplatz. Neben der rechtlichen Ausgestaltung dieses Anspruches in den einzelnen Gesetzestexten und Verordnungen berücksichtigt der Autor besonders die praktischen Probleme der Umsetzung im Alltag, wie Fragen der Arbeitskräfteplanung, der verdeckten Arbeitslosigkeit und spezielle Kündigungsregelungen. Zu den weiteren Aspekten gehört die Frage der freien Berufs- und Studienwahl vor dem Hintergrund des Rechts auf freie Wahl des Arbeitsplatzes und die mit dem Recht auf Arbeit in der DDR untrennbar verbundene Pflicht zur Arbeit. In allen drei Abschnitten verdeutlicht Middendorf, dass das Recht auf Arbeit zwar rechtlich garantiert, in der Praxis jedoch zugunsten der Entwicklung der Volkswirtschaft eingeschränkt wurde. Insbesondere betraf dies in hohem Ausmaß die Wahlmöglichkeiten der DDR-Bürger hinsichtlich ihres Arbeitsplatzes oder ihrer Studien- und Berufsausbildungsplätze. Dass das Recht darüber hinaus nur loyalen Staatsbürgern gewährt wurde, zeigt der Autor im letzten Abschnitt der Arbeit, einer umfangreichen Darstellung zur Verweigerung des Rechts auf Arbeit gegenüber ausreisewilligen Bürgern. Die sehr lesenswerte Untersuchung ist nicht nur für Juristen, sondern auch für Politikwissenschaftler und Historiker von hohem Interesse.
Stefan Göhlert (SG)
M. A., Politikwissenschaftler, Protokollchef und Bürgerbeauftragter in der Verwaltung der Stadt Jena.
Rubrizierung: 2.314
Empfohlene Zitierweise: Stefan Göhlert, Rezension zu: Stefan Middendorf: Recht auf Arbeit in der DDR. Berlin: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/13441-recht-auf-arbeit-in-der-ddr_16104, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 16104
Rezension drucken
M. A., Politikwissenschaftler, Protokollchef und Bürgerbeauftragter in der Verwaltung der Stadt Jena.
CC-BY-NC-SA