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/ 11.06.2013
Manfred Berg

The Ticket to Freedom. Die NAACP und das Wahlrecht der Afro-Amerikaner

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2000 (Nordamerikastudien 13); 499 S.; kart., 63,40 €; ISBN 3-593-36534-0
Geschichtswiss. Habilitationsschrift FU Berlin; Gutachter: K. Krakau. - Die Arbeit verfolgt einen zentralen Aspekt des Kampfes der NAACP für die Gleichberechtigung der schwarzen Bürger der USA: Das Wahlrecht, das trotz der Bürgerkriegsamendments in den Südstaaten faktisch verweigert wurde, schien den Bürgerrechtlern der entscheidende Schritt auf dem Weg zu einer farbenblinden Gesellschaft zu sein. Auf fünf Ebenen verfolgte die NAACP ihre Strategien, und diese Ebenen bilden den analytischen Rahme...
Manfred Berg

The Ticket to Freedom. Die NAACP und das Wahlrecht der Afro-Amerikaner

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2000 (Nordamerikastudien 13); 499 S.; kart., 63,40 €; ISBN 3-593-36534-0
Geschichtswiss. Habilitationsschrift FU Berlin; Gutachter: K. Krakau. - Die Arbeit verfolgt einen zentralen Aspekt des Kampfes der NAACP für die Gleichberechtigung der schwarzen Bürger der USA: Das Wahlrecht, das trotz der Bürgerkriegsamendments in den Südstaaten faktisch verweigert wurde, schien den Bürgerrechtlern der entscheidende Schritt auf dem Weg zu einer farbenblinden Gesellschaft zu sein. Auf fünf Ebenen verfolgte die NAACP ihre Strategien, und diese Ebenen bilden den analytischen Rahmen von Bergs Studie. Zunächst ging es darum, überhaupt erst einmal einen nationalen politischen Diskurs zu beginnen und das Thema auf die Tagesordnung der weißen Gesellschaft zu setzen. Sodann mussten Bundesregierung und Kongress für die Frage interessiert werden und die Gleichberechtigung der Rassen aktiv als Ziel verfolgen. Ein dritter Schritt war der Rechtsweg, der mit den Gerichten bis hin zum Supreme Court die dritte Gewalt des Bundes mit ins Spiel brachte. Daneben und zeitgleich mussten viertens die afro-amerikanischen Wähler selber registriert und, fünftens, auch zur tatsächlichen Stimmabgabe mobilisiert werden. Berg verfolgt diese Vorgehensweisen und Ziele minutiös für die Zeit zwischen 1910 und 1970, also von der Gründung der NAACP in einer Zeit tiefster Diskriminierung bis hin zum weitgehenden Wegfall aller rassistischen Beschränkungen. Dabei war und blieb die NAACP eine Organisation, die sich zu einem guten Teil aus der wachsenden schwarzen Mittelschicht rekrutierte und die ihr Augenmerk eindeutig auf die Integration der Minderheit in den amerikanischen politischen und sozialen Kontext richtete. Die lange ausbleibenden Erfolge entmutigten die radikaleren Bestandteile der Bürgerrechtsbewegung und führten zu erheblichen internen Auseinandersetzungen, wie Berg nachzeichnet. Seine kritische Sympathie gilt der komplexen und in großen Teilen letztlich erfolgreichen Strategie der NAACP, auch wenn er in seinen Schlussbetrachtungen dem Titel seines Werkes ein Fragezeichen hinzufügt, da die Durchsetzung des Wahlrechts sich nicht als der Automatismus zur Freiheit und faktischen Gleichberechtigung herausstellte, als der er erhofft worden war. Bergs Arbeit schließt eine bislang klaffende Lücke in der deutschen politikwissenschaftlichen und zeitgeschichtlichen Forschung und erweitert unser Verständnis der wichtigsten Minorität der USA um eine historische Dimension, die zugleich das Verständnis aktueller Probleme erleichtert.
Michael Dreyer (MD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.64 Empfohlene Zitierweise: Michael Dreyer, Rezension zu: Manfred Berg: The Ticket to Freedom. Frankfurt a. M./New York: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/12616-the-ticket-to-freedom_15083, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 15083 Rezension drucken
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