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/ 12.06.2013
Sibylle Krause-Burger

Wie Gerhard Schröder regiert. Beobachtungen im Zentrum der Macht

Stuttgart/München: Deutsche Verlags-Anstalt 2000; 160 S.; geb., 16,36 €; ISBN 3-421-05397-9
Krause-Burger, SWR-Redakteurin und Journalistin für Zeitungen wie SZ und "Die Zeit", begleitete Schröder von Februar bis Juli 2000 bei diversen nicht-vertraulichen politischen sowie privaten Terminen und führte dabei Gespräche mit Mitarbeitern, Ministern sowie mit Schröder selbst. In einzelnen Momentaufnahmen und Reflexionen gibt sie ihre persönlichen Beobachtungen und Eindrücke von Schröders Umgang mit Menschen und vor allem seiner Persönlichkeit wieder. Dabei wird offensichtlich, dass er einen...
Sibylle Krause-Burger

Wie Gerhard Schröder regiert. Beobachtungen im Zentrum der Macht

Stuttgart/München: Deutsche Verlags-Anstalt 2000; 160 S.; geb., 16,36 €; ISBN 3-421-05397-9
Krause-Burger, SWR-Redakteurin und Journalistin für Zeitungen wie SZ und "Die Zeit", begleitete Schröder von Februar bis Juli 2000 bei diversen nicht-vertraulichen politischen sowie privaten Terminen und führte dabei Gespräche mit Mitarbeitern, Ministern sowie mit Schröder selbst. In einzelnen Momentaufnahmen und Reflexionen gibt sie ihre persönlichen Beobachtungen und Eindrücke von Schröders Umgang mit Menschen und vor allem seiner Persönlichkeit wieder. Dabei wird offensichtlich, dass er einen erheblich offeneren und teamorientierteren Stil pflegt als seine beiden Amtsvorgänger, die bei den groben Vergleichen der Autorin regelmäßig ausgesprochen negativ aussehen. Die Marketingstrategen der SPD dürften diese freundliche politische Homestory mit großer Freude zur Kenntnis nehmen. Nicht nur mit den poetischen Reimen und Alliterationen in den Überschriften gibt sich die Autorin kongenial zum wohlgestylt unverbindlichen Beobachtungsobjekt. Wissenschaftlichen Wert hat der schnell gelesene Band kaum. Das liegt nicht nur an der subjektiven "human interest"-Perspektive, sondern auch am mangelnden Verständnis für politische Zusammenhänge. Welche Bedeutung die personelle Zusammensetzung der beschriebenen regelmäßigen "Morgenlage" beim Bundeskanzler (Fraktionschef, Parteichef [Kanzler], Generalsekretär, Regierungssprecher) für die politische Wirklichkeit der Gewaltenteilung in der modernen Parteiendemokratie hat, bleibt zum Beispiel unbemerkt. Die nicht unwichtige Frage, ob dieses informelle Gremium immer in derselben Konstellation tagt, wird nicht beantwortet. Stattdessen erfährt man in extenso, in welches Restaurant der Kanzler gern mal geht und wie locker er dort sitzt. Inhalt: Vorbemerkung. Mit dem Bundeskanzler unterwegs: Landeverbot in Frankfurt; Einkehrschwung zu "Lubitsch"; Küsse von Heide; Ein Gedanke an Oskar. Regieren in Berlin: Morgenlage; Am Anfang immer unauffällig; Begegnung mit einem Freundfeind; Die Liebe unter Genossen; Beim Kanzler daheim. Auf diplomatischem Parkett: Balanceakt im Baltikum; Meistens mit Masken; Genosse im Kreise der Bosse; Alte Lasten und neue Selbstbewußtheit; Eine Kraft zum Guten. Minister, Mitarbeiter, Berater: Kanzler und Vizekanzler; Laßt alle Blumen blühen; Eine treue Truppe; Toben wird er nicht. Die Kunst des Konsenses: Greencard und Co.; Eine Steuerreform, aber wie; Passion für den Grafen. Der Mensch und sein Amt: Verwandlung zum Staatsmann light; Das vergißt man nie; Der Lindwurm und andere Bürden; Freunde; Doris, bayerisch. Der kompatible Kanzler: Regiert im Gespräch und durch das Gespräch.
Andreas Beckmann (AB)
M. A., Doktorand, Institut für Sozialwissenschaften, Bereich Politikwissenschaft, Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.32.3222.331 Empfohlene Zitierweise: Andreas Beckmann, Rezension zu: Sibylle Krause-Burger: Wie Gerhard Schröder regiert. Stuttgart/München: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/13162-wie-gerhard-schroeder-regiert_15772, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 15772 Rezension drucken
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