Schörken legt eine stark überarbeitete Fassung des 1981 erschienenen, inzwischen vergriffenen Buches "Geschichte in der Alltagswelt. Wie uns Geschichte begegnet und was wir mit ihr machen" vor. Ausgangspunkt ist "die Auffassung, daß die Geschichtsliteratur außerhalb der fachwissenschaftlichen Publikationen, also das riesige Feld von Biographien, Romanen, Sachbüchern, Filmen und Fernsehproduktionen zu geschichtlichen Gegenständen [...] genauso unmittelbar zur ureigenen Aufgabe der historischen Selbstvergewisserung des Menschen [gehört] wie die wissenschaftliche Forschung, unterschieden von dieser freilich durch andere Schwerpunktsetzung" (11). Analysiert werden die Funktionen der nichtwissenschaftlichen Geschichtsvermittlung - vom Autor "Vergegenwärtigung" genannt - für die Alltagswelt, wobei das Moment der politischen Instrumentalisierung allerdings nur am Rande erörtert wird. Die untersuchten Beispiele reichen vom historischen Roman im 19. und 20. Jahrhundert über die zeitgenössische Literatur (Jünger, Grass, Enzensberger) bis hin zu akuellen Filmen wie "Schindlers Liste". Der Autor kommt zu dem Ergebnis, daß das Interesse an der außerwissenschaftlichen Geschichtsliteratur von den anderen Bedürfnissen des Laien lebt - so ist das Bemühen um Lebensbezug gemeinsamer Nenner der unterschiedlichen Erscheinungsformen. Ziel ist das Näherrücken von Vergangenem, worin nach Schörken zugleich auch die größte Gefahr liege: "Die Vergangenheit hält es auf Dauer nicht aus, wenn sie immerzu nahegerückt wird. Der Verschleißeffekt dieser Bemühungen kann leicht größer sein als der Erfolg. Wer im Lager der Autoren noch auf sich hält, muß verfremden, nicht näherrücken" (168).