Politikwiss. Diss. Regensburg; Gutachter: M. Schmitz. - Bis zum Sommer 1990 habe es in der NVA die Hoffnung gegeben, sie in ihrem Kern als eigenständige Truppe erhalten zu können, schreibt der Autor. In der Zeit zwischen dem Herbst 1989 und der Auflösung der NVA mit der Einheit am 3. Oktober 1990 habe die Armeeführung deshalb - zumindest auf den ersten Blick - versucht, sich aus der Verklammerung des alten Systems zu lösen. Ein Beispiel dafür sei die Einrichtung eines runden Tisches. In der Analyse zeigt sich aber, dass die NVA weiterhin loyal zur SED stand und deren Reformbeschlüsse lediglich nachvollzog. Als „Parteiarmee“ (7), als die sie sich immer verstanden habe, so Ovens, sei die NVA aber nicht in die Bundeswehr zu integrieren gewesen. Die Offiziere seien meist überzeugt gewesen, auf der richtigen Seite gestanden und mit der Wende einen Krieg verloren zu haben. Zudem sei die NVA durch unreflektierte, bis nach Preußen zurückreichende militärische Traditionen geprägt gewesen. Auch die Rolle der Wehrmacht im Dritten Reich und damit das Selbstverständnis der Soldaten sei nie aufgearbeitet worden. Diese Traditionen und ideologischen Überzeugungen standen im Widerspruch zu den Grundprinzipien der Bundeswehr („Innere Führung“ und „Staatsbürger in Uniform“). Indem die NVA aufgelöst worden sei, so Ovens, habe man die Fehler vermieden, die bei der Gründung der Bundeswehr mit der Übernahme ehemaliger Wehrmachtsoffiziere gemacht worden seien. Eine erneute Debatte über das Soldatentum und eine Infragestellung des der NVA unbekannten „Staatsbürgers in Uniform“ sei damit vermieden worden.