Politikwiss. Habilitationsschrift Dortmund. - Nelson (1882-1927), Mitbegründer des Internationalen Jugend-Bundes (IJB) und des Internationalen Sozialistischen Kampf-Bundes (ISK), war eine Person, die politische Philosophie und politische Praxis unmittelbar in ihrem Leben verband. Diesen "Anspruch, eine von Vernunft und Moral geleitete politische Praxis zu begründen" (13), will Vorholt aufzeigen. Er untersucht zunächst die geistesgeschichtlichen Wurzeln von Nelsons Philosophie und weist dann nach, daß es sich bei diesem äußerst geschlossenen System um eine unmittelbar auf die Anwendung in der politischen Praxis ausgerichtete - und in diesem Sinne politische - Philosophie handelt. Anschließend präsentiert er die unterschiedlichen Strategien, mit denen Nelson seine als richtig erkannte Theorie in die Praxis umsetzen wollte, und weist auf, daß in seinem Fall die erfolgreichste Strategie die der Einflußnahme auf die SPD über den neu gegründeten IJB war. So konnte Nelson "wichtige Beiträge zur Durchsetzung eines ethischen Sozialismusverständnisses" (207) leisten, deren Langzeitwirkung Vorholt letztlich - vermittelt über Schüler Nelsons - im Godesberger Programm der SPD sieht. Die Wirkung war freilich nur dadurch möglich, daß von Nelsons radikaler Geschlossenheit seines philosophischen Systems Abstand genommen wurde, und nur die ethischen Forderungen daraus übernommen und zur Anwendung gebracht wurden. So zeigt sich ein dialektisches Verhältnis zwischen politischer Philosophie und politischer Praxis, welches allerdings bei Vorholt stellenweise durch einen allzu sympathischen Umgang mit seinem Protagonisten verschleiert wird.