Politikwiss. Diss. FU Berlin; Begutachtung: G. Göhler, G. Delannoi. – Ausgangspunkt der Studie ist das, zumindest aus deutscher Perspektive so erscheinende, vermeintliche Vakuum der französischen politischen Philosophie nach dem Tod Michel Foucaults im Jahre 1984. Demgegenüber unternimmt Jessica Cohen den um die Begriffe des Subjekts und der Politik zentrierten, auf die Frage nach der Möglichkeit individueller und kollektiver Autonomie gerichteten Versuch, zeitgenössische Ansätze des französischen politischen Denkens auszuloten, die explizit in Abgrenzung zu Foucault entstanden sind. Zu diesem Zweck widmet sie sich den in Deutschland nahezu unbeachteten Schriften von Cornelius Castoriadis, Marcel Gauchet und Alain Renault. Cohen plädiert für einen (Teil‑)Import von deren Ansätzen in den bundesrepublikanischen Diskurs politischer Theoriebildung. Vor allem in den Subjekt‑ und Politikverständnissen von Castoriadis und Gauchet identifiziert Cohen reichhaltige Ressourcen, um gewisse Unzulänglichkeiten und Aporien des Foucault‘schen Denkens zu transzendieren. Folgt die innere Gliederung der ersten beiden Kapitel einer Aufteilung nach den genannten Denkern, so werden diese im abschließenden dritten Kapitel miteinander ins Gespräch gebracht beziehungsweise die Betrachtung Gauchets um dessen Gemeinschaftsarbeiten mit Claude Lefort ergänzt. Wenngleich im Wesentlichen eine Fokussierung auf diejenigen Schriften der Autoren erfolgt, die eine direkte Auseinandersetzung mit Foucault darstellen, so besticht die lesenswerte Studie insbesondere dadurch, dass sie en passant eine knappe Einführung in die Werke der drei Autoren zu geben vermag, die im deutschsprachigen Raum bisher ungebührlich vernachlässigt und aus der Kanonbildung weitestgehend ausgeschlossen wurden. Gelungen ist auch die Abrundung der Studie durch Interviews mit den drei Theoretikern, die einen zusätzlichen und direkten Zugang in deren Denken ermöglichen.