Obwohl die Zäsur des Zusammenbruchs der staatssozialistischen Länder und die Krise der kapitalistischen Länder für ihn die entscheidenden historischen Bezugspunkte sind, nimmt Deppe, Professor für Politikwissenschaft in Marburg, das Ende des Jahrhunderts zum Anlaß, sich mit den alten Strukturen, Institutionen, Denk- und Weltanschauungen dieses Jahrhunderts auseinanderzusetzen. Nach seiner Meinung kündige sich "eine neue Formation des Kapitalismus" (8) an, wobei die Unsicherheit über ihre Ausgestaltung durch den inflationären Gebrauch der Vorsilbe "post" deutlich werde. Durch eine Aktualisierung sozialistischer Theorie und Strategie, verbunden mit einer grundlegenden Kritik am Neoliberalismus und der Feststellung zunehmender sozialer Auseinandersetzungen kommt er zu dem Schluß, daß "die Lösung der globalen Beschäftigungskrise - bei Erhaltung bzw. Schaffung von sozialen Sicherungssystemen, die den Anforderungen der sozialen Gerechtigkeit und des ökologischen Umbaus entsprechen - [...] nur regulative Eingriffe, gesetzliche Steuerungen, Umverteilungsmaßnahmen, umfassende beschäftigungspolitische Maßnahmen außerhalb der privaten Märkte, politische Kontrollen der transnationalen Kapitalbewegungen usw." bedeuten kann (191). Grundlage des Buches bilden überarbeitete Vortragsmanuskripte, die auch in der Zeitschrift "Sozialismus" erschienen sind. Die Einleitung und das letze Kapitel wurden neu geschrieben. Inhalt: 1. Stichwort; 2. Kapitalismus und Demokratie - Ist die Marxsche Kritik der Politik überholt?: Hypothesen und Fragestellungen; Zum Demokratiebegriff; Strukturelle Probleme der Beziehung zwischen Kapitalismus und Demokratie; Freiheit und Gleichheit - das schwierige Erbe der bürgerlichen Revolution; Zu einigen Aspekten der politischen Theorie von Marx; Die Krise der bürgerlichen Gesellschaft und der Demokratie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts; "Fordismus" - eine neue Kohärenz von Akkumulationsregime und politisch-institutioneller Regulation; Die "Erosionskrise" des Fordismus - Erschöpfung der Legitimationsressourcen moderner Demokratien; Der Markt gegen die Demokratie; Ein "neuer Gesellschaftsvertrag"? 3. Ein neuer Gesellschaftsvertrag - Anmerkungen zu einem transnationalen Krisendiskurs: Renaissance eines klassischen Begriffs; Von der Krise zum "großen Kompromiß"?; Konkurrierende Politikbegriffe; Vertragstheorie und Gerechtigkeit; Das gesellschaftliche und politische Terrain; Der Vertrag als zeitweiliger "Waffenstillstand"; Inhalte der Auseinandersetzung um den neuen Gesellschaftsvertrag. 4. Politik am Übergang zum 21. Jahrhundert - Bilanzen und Perspektiven: Jahrhundertbilanzen; Das "Jahrhundert des Sozialismus"?; Dominante Widerspruchs- und Konfliktformationen; Vom "Ende der Geschichte" und der "Zukunft der Moderne"; Varianten modernisierungstheoretischer Diskurse; Die Herausforderung: eine neue Qualität politischer Regulation; "Gewinner und Verlierer"; Vom keynesianischen Wohlfahrtsstaat zum neoliberalen Wettbewerbsstaat; Vergesellschaftung der Politik; Die Zukunft der Arbeit; Ein neuer Zyklus sozialer Auseinandersetzungen. 5. Überlegungen zur Geschichte und Zukunft des Sozialismus: Sozialismus - Stoff für Historiker?; Ein kurzer Blick in die Geschichte des Sozialismus; Die Krise der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung in Westeuropa; Vom korporatistischen zum flexiblen Kapitalismus; Der Rückzug des Staates und die "neuen industriellen Beziehungen"; Erste Schlußfolgerungen; Die innerkapitalistischen Widersprüche und die sozialistische Kritik; Zukunft des Sozialismus?