Sozialwiss. Habil. Essen; Gutachter: P. Lösche, K. Shell. - Aufbauend auf großen Vorläufern untersucht der Autor das für die amerikanische Geistesgeschichte bestimmende Dreieck von Puritanismus, Republikanismus und Liberalismus. Letzterem gilt sein Hauptaugenmerk, denn er dominiert die Entwicklung bis heute und steht in einer Symbiose mit der als "Amerikanismus" (20) bezeichneten nationalen Identität der USA. Wie es dazu kam, wie er sich immer wieder im Wettbewerb gegen alternative Theoreme durchsetzte, zeigt Vorländer für zentrale Epochen der amerikanischen Geschichte von der Gründungsphase über die Jacksonian Revolution und das Gilded Age bis hin zur entwickelten Industriegesellschaft der Progressive Era. Die Zeitlosigkeit der Konflikte ermöglicht es dem Leser immer wieder, mühelos den Transfer in unsere eigene Zeit anzustellen, ohne daß der Autor aufdringlich mit dem Finger darauf zu verweisen hätte. Dem vorsichtigen und obligaten Disclaimer im Vorwort (14) zum Trotz versucht Vorländer offenkundig, eine interpretative Gesamtschau der amerikanischen politischen Theoriegeschichte zu bieten. Wer dies auf gut 200 Textseiten unternimmt, erleidet entweder spektakulär Schiffbruch oder schenkt der Zunft eine spektakuläre Studie. Vorländer ist eine Arbeit geglückt, die bleibenden Charakter haben wird. Inhaltsübersicht: 1. Amerikanismus, liberale Tradition und politische Kultur der USA; 2. Die Genese des Liberalismus als Theorie von Politik und Gesellschaft in den USA; 3. Tugend und Kommerz. Der 'neue' Liberalismus und die 'alten' Traditionen von Republikanismus und Puritanismus; 4. Der Triumph des Laisser Faire im Gilded Age und der Protest von klassischem Liberalismus und ethischem Reformsozialismus; 5. Die Einstellung des Liberalismus auf die Industriegesellschaft in der Progressive Era.