Die klassische Theorie der Macht – am prägnantesten wohl in den Analysen von Max Weber einerseits und Carl Schmitt andererseits – verfügt über einen klar geschnittenen Begriff. Macht bezeichnet demzufolge die Fähigkeit einer privilegierten Person oder Institution, eigene Interessen gezielt gegenüber anderen durchsetzen zu können. Diese handlungstheoretische Fassung hebt die repressive Dimension von Macht hervor, gesellschaftskritische Ansätze konnten daran durch die Negation von Macht ansetzen und eine herrschaftsfreie Sozialität postulieren. Die neuere postmarxistische und poststrukturalistische Debatte hat sich von etlichen dieser traditionellen Annahmen verabschiedet. Das gilt für die repressionslogische Prämisse, andere zwingen zu können ebenso wie für das Bild, Macht lasse sich wie ein Gut in der Spitze einer Hierarchie konzentrieren. Das postmoderne Konzept versteht Macht primär als Relation und betont deren konstruktive, Interaktionen ermöglichende Funktion. Diesem polyzentrischen und pluralistischen Machtbegriff liegt schließlich die Überzeugung zugrunde, die Bedingungen einer funktional ausdifferenzierten Gesellschaft angemessener reflektieren zu können als es die klassische Perspektive vermochte. Unter Bezug auf Hannah Arendt, Michel Foucault und Niklas Luhmann diskutieren die Autoren unterschiedliche Facetten eines in diesem Sinne zeitgemäßen Machtverständnisses. Dabei werden zunächst theoriegeschichtliche und begriffliche Aspekte behandelt und anschließend an ausgewählten Feldern – z. B. Sprache, Körper, Medien – inhärente Machtverhältnisse untersucht.