Um ein „Frühwerk" handelt es sich bei dieser monumentalen Theoriengeschichte - geht sie doch auf Vorlesungen zurück, die von Beyme erstmals 1967 in Tübingen gehalten hat. Wenn auch die Themenwahl damals nicht vollständig aus freien Stücken erfolgte - Eschenburg verlangte seinerzeit von dem sich um einen Lehrstuhl Bewerbenden die Übernahme der Friedrich-Vorlesung „Theorie der Politik von Machiavelli bis Marx" - so wurde diese Veranstaltung, wie von Beyme im Rückblick festhält, „die liebste in meinem Repertoire" (11). Ohne die dabei gewachsene Leidenschaft für den Gegenstand wäre wahrscheinlich auch der Mut nicht zu verstehen, einen derart breiten Zeitraum (1789-1945) in einer Perspektive zu behandeln, die „nicht nur auf Vereinheitlichung [...], sondern auch auf die Herausarbeitung des Besonderen" zielt (12). Von Beyme wählt für sein Vorgehen einen - sich vom Kontextualismus der so genannten Cambridge-Schule abgrenzenden - pragmatischen sozialgeschichtlichen Ansatz, der zur Strukturierung des Stoffes drei Dimensionen verknüpft. Dabei handelt es sich einerseits um die ideologische Ausrichtung (Liberalismus, Konservatismus, Sozialismus) und korrespondierende soziale Bewegungen (bezogen auf Konflikte um Sprache, Glaube, Sozialschicht, Geschlecht und Rasse). Andererseits bezieht er sich (mit Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Italien, Spanien und Russland) auf die „sechs Länder[, die] eine international gelegentlich einflussreiche politische Literatur hervorgebracht" haben (27). Aus dem Inhalt: Einleitung: 1. Sozialgeschichte der politischen Theorien; 2. Auswahl der Theoretiker und nationale Traditionen; 3. Der Wandel der politischen Grundbegriffe; 4. Das Zeitalter der Revolution und die Entzweiung des politischen Denkens; 5. Ideologie und Parteiungen. Liberalismus und Radikalismus: Frankreich; Großbritannien; Deutschland; Italien; Spanien; Russland. Konservatismus und extreme Rechte: Frankreich; Großbritannien; Deutschland; Italien; Spanien; Russland. Sozialismus, Anarchismus, Kommunismus: Frankreich; Großbritannien; Deutschland; Italien; Spanien; Russland. Rückblick: 1. Determinanten der Theorieentwicklung; 2. „Normalentwicklungen" und „Sonderwege" des politischen Denkens; 3. Sozialstruktur und Berufsstruktur; 4. Politisches Engagement der Theoretiker; 5. Rezeptionswellen und Einflussströme des politischen Denkens in Europa; 6. Theorieentwicklung und Entwicklung der politischen Parteien; 7. Ende der Ideologien?