Politik und Staat stehen heute nicht mehr steuernd und eine bessere Zukunft organisierend im Zentrum der Gesellschaft. Vielmehr ist die gegenwärtige Situation von Individualisierung, Pluralisierung und dem Verlust von Sicherheiten geprägt, die nicht nur die individuelle Orientierung erschweren, sondern auch politisches Handeln mit neuen Herausforderungen konfrontieren. Angesichts dieser Situation diskutiert Schönherr-Mann zeitgenössische Ansätze des politischen Denkens und macht sich zum Anwalt einer "zweiten Philosophie", welche die Restabilisierung des sozialen Bandes angesichts der Pluralisierung von einem "Hören und Achten auf das Andere des Selbst im politischen Handeln" (173) erwartet. Darin ist ein Plädoyer gegen die großen Erzählungen und rationalistischen Entwürfe, aber für ein Handeln zu sehen, das der Komplexität der Welt und dem Selbstverständnis des Anderen gerecht wird. Schönherr-Mann ist der Nachweis gelungen, daß postmodernes Denken mehr als fröhliche Wissenschaft angesichts einer von manchem bedauerten neuen Unübersichtlichkeit zu bieten hat. Nebenbei vermittelt sein Buch einen ebenso kurzweiligen wie souveränen Überblick über die Situation der politischen Philosophie am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts. Zur Sprache kommen bei dieser Gelegenheit auch die in ihrer politiktheoretischen Ergiebigkeit hierzulande noch nicht angemessen gewürdigten amerikanischen Pragmatisten - und zwar die Klassiker James und Dewey ebenso wie deren Nachfolger Rorty.