Die Forschung zur Beziehung zwischen Nation und Religion orientiere sich an zwei Thesen: „[D]ie Religion [wurde] in der Nation säkularisiert und [...] die Nation im Rückgriff auf die Religion sakralisiert“ (21) - so Geyer in der Einleitung. Die Beiträge dieses Sammelbandes entstammen einer deutsch-amerikanischen Tagung in Göttingen im Juni 2001. Darin werden die These vom zweiten konfessionellen Zeitalter sowie Fragen der Nationsbildung in multireligiösen Gesellschaften beleuchtet. Gewinn bringend dürfte auch die Untersuchung der supranationalen Kraft von Religion in einem eigenen Abschnitt sein. Zuletzt finden sich durchaus unterschiedliche Standpunkte zu der Frage, ob die Nation eine Religion ist. Aus dem Inhalt: Michael Geyer: Religion und Nation - eine unbewältigte Geschichte. Eine einführende Betrachtung (11-32) I. Ein zweites konfessionelles Zeitalter? Kevin Cramer: Religious Conflict in History. The Nation as the One True Church (35-48) Robert F. Hogg: Fighting the Religious War of 1866. Silesian Clerics and Anti-Catholic Smear Campaign in Prussia (49-75) Doris L. Bergen: Christianity and Germanness. Mutually Reinforcing, Reciprocally Undermining? (76-98) Tamara Neumann: Religious Nationalism, Violence and the Israeli State. Accommodation and Conflict in the Jewish Settlement of Kiryat Arba (99-114) II. Konfessionsinterne Konflikte Thomas Schulte-Umberg: Berlin - Rom - Verdun. Überlegungen zum Verhältnis von Ultramontanismus und Nation (117-140) Keith H. Pickus: Native Born Strangers. Jews, Catholics and the German Nation (141-156) Lisa Swartout: Culture Wars. Protestant, Catholic and Jewish Students at German Universities, 1890-1914 (157-175) Geneviève Zubrzycki: The Broken Monolith. The Catholic Church and the „War of the Crosses“ at Auschwitz, 1998-99 (176-204) III. Ethnizität, Nationalität und religiöse Zusammengehörigkeit James Bjork: Nations in the Parish. Catholicism and Nationalist Conflict in the Silesian Borderland, 1890-1922 (207-224) Klaus Buchenau: Katholizismus und Jugoslawismus. Zur Nationalisierung der Religion bei den Kroaten, 1918-1945 (225-254) Paul Hanebrink: The Redemption of Christian Hungary. Christianity, Confession, and Nationalism in Hungary, 1919-1944 (255-275) IV. Religion als supranationale Kraft Sarah Abrevaya Stein: Bastard Tongues. Jewish Languages and Cultures in the Russian and Ottoman Empires (279-297) Roland Löffler: Protestantismus und Auslandsdeutschtum in der Weimarer Republik und dem Dritten Reich. Zur Entwicklung von Deutschtumspflege und Volkstumstheologie in Deutschland und den Deutsch-evangelischen Auslandsgemeinden unter besonderer Berücksichtigung des „Jahrbuchs für Auslandsdeutschtum und Evangelische Kirche“ (1932-1940) (298-335) Ronald J. Granieri: Thou shalt consider thyself a European. Catholic Supranationalism and the Sublimation of German Nationalism after 1945 (336-363) V. Politische Religionen in Deutschland Ingo Wiwjorra: Germanenmythos und Vorgeschichtsforschung im 19. Jahrhundert (367-385) Richard Steigmann-Gall: Was National Socialism a Political Religion or a Religious Politics? (386-408) Sigrid Schütz: Die sozialistische Alternative. Jugendweihe, Religion und Nation in der DDR (409-434) David Bates: „Legitimität“ and „Légalité“. Political Theology and Democratic Thought in an Age of World War (435-458) Nachwort Hartmut Lehmann: Transatlantische Exkursionen in die Sphären zwischen dem Nationalen und dem Religiösen. Rückblick, Ausblick und Dank (461-464)