Gewalt und Macht zählen zu den klassischen Gegenständen der politischen Theorie und werden hier in sehr unterschiedlichen Konzeptualisierungen behandelt. In der neueren Gewaltforschung stehen enge – den physischen Gewalteinsatz betonende – Begriffe weiten Fassungen gegenüber, die auch Institutionen oder Strukturen Gewaltausübung zuschreiben. Ähnlich lässt sich in der Diskussion über Macht eine enge Definition, die die repressive Funktion in den Vordergrund rückt, von einer weiten abheben, die die Produktivität von Macht zum Ausgangspunkt nimmt. Der Autor, Privatdozent am Philosophischen Seminar der Universität Basel, votiert eindeutig für eine weite Konzeption, die beide Aspekte umfasst. Notwendig sei ein „Erklärungsmodell, das sowohl die ‚Instrumentalisierung eines fremden Willens für eigene Zwecke’ als auch die ‚Formierung eines gemeinsamen Willens in einer auf Verständigung gerichteten Kommunikation’ als unterschiedliche Formen der Macht erscheinen ließe“ (112). In kritischer Auseinandersetzung mit Nietzsche, Foucault, Heidegger, Luhmann, Habermas und Arendt argumentiert der Autor deshalb für eine am semantischen Potenzial der Macht ansetzende Perspektive, die die narrative, damit sinnvermittelte Struktur von Machtbeziehungen unterstreicht. Weil es anders als im Falle der Gewalt keine nackte – also sinnentleerte – Macht gebe, sieht der Autor auch keinen systematischen Gegensatz zwischen der Macht (von Ego) und der Freiheit (von Alter).