Der promovierte Journalist Sattar legt nach jahrelanger gründlicher Recherche die erste Biografie des FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle vor – genau rechtzeitig zum Superwahljahr 2009. Weshalb ein vergleichsweise junger Politiker, der obendrein noch nie ein Staatsamt bekleidet hat, eine Biografie verdient, begründet Sattar damit, dass Westerwelle die Politikergeneration des pragmatisch-nüchternen Modernisierers „prototypisch verkörpert“. So lässt er kaum eine Gelegenheit aus, seiner Begeisterung für „die Ikone der Generation Ich“ Ausdruck zu verleihen. Denn Westerwelle sei ein Meister öffentlich demonstrierter Selbstbeobachtung, weshalb seiner Generation und insbesondere ihm jede „historische Aufladung“ fehle. Einen weiteren Grund für die Beschäftigung mit dem FDP-Vorsitzenden sieht Sattar darin, dass er die „Verkörperung neoliberalen Zeitgeistes“ (10) sei. Als Triebfeder wird dessen Absicht angeführt, seit der Jugend stets „Gegenbewegung zum linken Mainstream“ (40) sein zu wollen. Sehr klar ist als Leitmotiv in der politischen und persönlichen Entwicklung das stetige „Abarbeiten“ am Weltbild der Achtundsechziger herausgearbeitet. Seinen Höhepunkt findet dies in der Stilisierung Westerwelles zum „Anti-Joschka“ (8). In verständlicher, aber auch recht schnörkelloser Sprache beschreibt Sattar in vielen detailliert rekonstruierten Momentaufnahmen den Lebensweg Westerwelles bis in die Zeit des aktuellen Bundestagswahlkampfes hinein. Leider stören gelegentlich allzu poppige Formulierungen den Lesefluss – wie im Falle von „In-Crowds“ (25), wenn Streitigkeiten zwischen rivalisierenden Schülergrüppchen gemeint sind.