Die demokratische Teilhabe ist ein wenig zur Schlüsselfrage des gesellschaftlichen Zusammenlebens in Deutschland geworden, das parlamentarische Regierungssystem büßt jedenfalls nicht nur bei den viel zitierten Wutbürgern an Akzeptanz ein. Der Politikwissenschaftler Serge Embacher sieht in seinem Essay – ausgehend von der Diagnose, dass wirtschaftliche Prosperität sich nicht mehr im Gleichklang mit sozialer Gerechtigkeit entwickelt – in einer Ausweitung demokratischer Mitbestimmung ein probates Gegengewicht. Das Dilemma der deutschen Gegenwartsgesellschaft liege darin, dass politische Fragen unvermindert auf hohes Interesse stoßen, dennoch „erodiert die Zustimmung zur offiziellen Politik der Parteien in Parlamenten und Regierungen“ (81). Um die demokratischen Potenziale der Gesellschaft wieder zu aktivieren, setzt Embacher auf eine Stärkung der Zivilgesellschaft und des bürgerschaftlichen Engagements. Dabei wendet er sich dezidiert gegen einen verengten Begriff von Engagement, der nur darauf ziele, „zum Ausfallbürgen für staatliches Handeln“ (105) zu werden. Vielmehr sei es unerlässliche „Voraussetzung für die Entfaltung der Bürgergesellschaft“ (121), dass die soziale Infrastruktur materiell gesichert werde. Auf dieser Grundlage könne sich eine pluralistische Zivilgesellschaft entwickeln, die auch gegen überkommene Machtstrukturen ankomme. Embacher arbeitet sich in seiner Darlegung erkennbar stark an der Engagementstrategie der Bundesregierung ab, sodass sich die Kritik recht anschaulich erschließt, wohingegen seine Vision noch ein wenig auf der abstrakten Ebene verbleibt.