Geschichtswiss. Diss. Potsdam; Gutachter: C. Kleßmann. – Aus der Retrospektive betrachtet zählt die in der DDR verordnete deutsch-sowjetische Freundschaft zu den vielen Wunderlichkeiten eines sklerotischen politischen Systems, das den Kontakt zur Lebenswelt der Bürger verloren hatte. Behrends versucht in seiner groß angelegten vergleichenden Studie, die Etablierung dieser verordneten Freundschaft zur Sowjetunion in der DDR und in Polen zu rekonstruieren. Er konzentriert sich dabei auf den Zeitraum von 1944/45 bis 1957, in dem die Sowjetisierung in Polen und der DDR vorangetrieben wurde. Die Vorgeschichte und der „lange Herbst der großen Freundschaft“ (353) werden gleichfalls in kurzen Kapiteln thematisiert. Zentrale Momente der Freundschaftspropaganda sind die Darstellung der Sowjetunion als utopischer Ort in der Nachkriegszeit, der Panslawismus als verbindendes Element zwischen Polen und Russen, die Vorstellung einer kommunistischen Nation und vor allem der Personenkult um Stalin. Wie problematisch und brüchig diese erfundene Freundschaft war, wird anhand der Krisen in der DDR in den Tagen um den 17. Juni 1953 und in Polen im gesamten Jahr 1956, das von Aufständen gegen das kommunistische Regime und einem radikalen Kurswechsel der polnischen Führung hin zu nationaler Selbständigkeit gekennzeichnet war, beschrieben. Behrends’ Arbeit ist geprägt von einer ungeheuren Fülle des mit genauer Kenntnis ausgebreiteten Materials, das viele interessante Einblicke in die frühe Propaganda und Herrschaftspraxis zweier Ostblockstaaten erlaubt.