Der Sammelband geht auf eine Tagung an der Universität Bielefeld zurück und ist Teil des DFG-Sonderforschungsbereichs 584 „Das Politische als Kommunikationsraum in der Geschichte“. Geboten wird eine Sammlung ganz unterschiedlicher Belege für die These, dass die Konstruktion von Ethnizitäten und die damit verbundenen Grenzziehungen seit dem 19. Jahrhundert von großer Bedeutung für politisches Handeln in allen Formen von Kollektiven war und ist. Die Autoren verfolgen die Entwicklung dieser Konstrukte bis zu ihrer Bedeutung für Partizipationsforderungen „ethnischer“ Minderheiten in der Gegenwart. In der Zusammenschau der Beiträge wird deutlich, wie unterschiedlich die Bezugsobjekte solcher Identitätspolitiken sein können. Bei allen Unterschieden stellen die Autoren vor allem die mit dem Aufbau und dem Wandel kollektiver Identitäten verbundenen Kommunikationsprozesse in den Vordergrund. Sie veranschaulichen, wie weit die Ethnisierung des Politischen gegenwärtig in Lateinamerika, aber auch in Asien und den USA fortgeschritten ist. Ob darin tatsächlich ein Fortschritt für die Betroffenen liegt, können sie leider nicht beantworten. Somit findet sich in dem Band auch keine klare Stellungnahme zu der künftigen Wirkung dieser Entwicklungen. Wie bei den meisten Sammelbänden gilt überdies auch hier, dass mit der Thematik noch nicht vertraute Leser zuvor auf eine Einführungslektüre zurückgreifen sollten; das einleitende Kapitel ist zu knapp, um das Verständnis für die folgenden Texte zu erhöhen.