Das Ideologiekonzept gehört zu den traditionsreichsten Beständen der Ideengeschichte - sei es im Kontext der Aufklärungsphilosophie als Lehre der Entstehung von Vorurteilen, sei es im Umkreis des historischen Materialismus als Kritik "falschen Bewusstseins" oder schließlich in der Perspektive einer speziellen Soziologie als Relation zwischen Wissensformen und gesellschaftlichen Lagen. Zugleich aber mutet der Ideologiebegriff in der Sicht heutiger, konstruktivistisch geschulter Sozialwissenschaften antiquiert an, weil er letztlich doch an eine dualistische Unterscheidung von Sein und Bewusstsein gebunden scheint. Ritsert möchte dagegen die ideologiekritische Fragestellung aktualisieren, die sich "insbesondere auf den Zusammenhang von Macht- und Herrschaftsinteressen mit der Entstehung, dem inneren Gehalt, der Entwicklung und der Veränderung von verkehrtem 'Wissen'" konzentriert (194). Dafür stellt er einerseits klassische Positionen einer weit gefassten Wissenssoziologie (Marx, Mannheim, Weber) vor und hebt davon ideologiekritische Ansätze (Foucault, vor allem aber Adorno) ab. Der Band schließt mit einer Diskussion aktueller Positionen der Wissenschaftssoziologie - darin eingeschlossen ein kritischer Seitenblick auf den dort anzutreffenden "absoluten Konstruktivismus" (232). Inhaltsübersicht: 1. Prolog im Ideenhimmel; 2. Einige kernige Sätze zum Ideologiebegriff; 3. Gesellschaftliches Sein und gesellschaftliches Bewusstsein; 4. Zur Vermittlung von Basis und Überbau. Ein dialektisches Modell bei Hegel und Adorno; 5. Erkenntnisse und Interessen; 6. Die Macht des Diskurses; 7. Ideologie und Kulturindustrie; 8. Wissen, Wissenschaft und Gesellschaft.