Der Autor verfolgt mit seiner Studie ein doppeltes Ziel: Zum einen will er das theoretische Denken der Frankfurter Schule über den Antisemitismus untersuchen, das in der Forschung nicht genügend zur Kenntnis genommen werde. Zum anderen will er auf der Basis dieser Kritischen Theorie des Antisemitismus die Theorie fortschreiben und für die Bedürfnisse unserer Zeit revidieren. Vor allem die an Freud orientierten triebstrukturellen Aspekte der Kritischen Antisemitismustheorie hält er für überarbeitenswert. Damit will er nicht nur den primären Antisemitismus untersuchen, sondern auch den "sekundären Antisemitismus" (231 ff.), der sich in der Leugnung des Holocaust und in der Verdrängung der Vergangenheit durch Entlastungsstrategien äußere. Für Rensmann sind diese beiden Formen des Antisemitismus auf das engste miteinander verbunden; als Beispiel soll sein Exkurs "Zur Politischen Psychologie der 'Goldhagen-Debatte'" dienen (336 ff.), in der Rensmann die Motive der Kritiker Goldhagens in scharfen Worten anzweifelt. An apodiktischen Wendungen mangelt es ohnehin nicht; die Schlußfolgerung, die Kritische Theorie habe "die grundlegenden theoretischen Konzepte entwickelt, die in heutigen wissenschaftlichen Diskussionen zum Antisemitismus im Zentrum stehen und sich nicht selten als neu gerieren" (361), ist durchaus typisch. Aus dem Inhalt: 2. Kritisch-theoretische Studien über den modernen Antisemitismus: 2.1 Elemente autoritätsgebundener Charakterdispositionen. Zur psychosozialen Subjektgenese des Autoritarismus; 2.2 Architekturen der Paranoia. Entsprechungen autoritärer Dispositionen in antisemitischer Stereotypie; 2.3 Politische Kultur des Vorurteils und Agitation. Zu den politischen Bedingungen und Formen des modernen Antisemitismus in der deutschen Demokratie; 2.4 Im Zeitalter des Antisemitismus. Autoritarismus und Judeophobie im Kontext moderner Vergesellschaftung; 2.5 Vergegenwärtigung und Kritik I. Vorläufige Reflexionsstufen zur Überführung der Kritischen Theorie zum Antisemitismus in die Gegenwart. 3. Kritisch-theoretische Studien über den sekundären Antisemitismus: 3.1 Zur Sozialpsychologie der Abwehraggression; 3.2 Die "Macht der Opfer"; 3.3 Zerstörung der Erinnerung; 3.4 Erinnerungsblockierende Vergesellschaftung nach Auschwitz; 3.5 Vergegenwärtigung und Kritik II.