Geschichtswiss. Diss. HU Berlin; Gutachter: H. A. Winkler, R. vom Bruch. – Obwohl das Thema der Arbeit schon häufig bearbeitet wurde, so der Autor, sei W. Mommsens Dissertation über „Max Weber und die deutsche Politik“ noch heute die systematischste und ausführlichste Beschreibung sowohl des politischen Lebens Webers im Allgemeinen als auch von Webers Engagement in der Frage der polnischen Landarbeiter im Besonderen. Konno übernimmt und ergänzt Mommsens zentrale Thesen, zugleich stützt er seine Arbeit auf ein nochmals stark vertieftes Quellenstudium. Seine überwiegend biografische Studie konzentriert sich auf Weber als Vertreter der im Wilhelminismus eigentlich bereits überholten liberalen Variante des deutschen Nationalismus. Indem der junge Weber eine entschiedene deutsche Weltpolitik forderte, habe er, so Mommsen, einen „liberalen Imperialismus“ (15) salonfähig gemacht. Diese Weltpolitik aber, und ab hier löst sich Konno von seinem akademischen Vorbild, werde von Weber selbst kaum einmal konkretisiert. Sowohl greifbarer als auch konsistenter manifestiere sich sein Nationalismus in der polnischen Frage – und zwar zunächst in eben jenem mitunter rabiaten Ton, von dem sich Weber-Forscher gelegentlich überrascht oder befremdet zeigten. Ziel der chronologischen Darstellung Konnos ist denn auch die historisierende Kontextualisierung von Webers Nationalismus. Damit erreiche er im thematisch eng umgrenzten Feld eben jene Relativierung, die im weiter gesteckten Rahmen auch Ziel der Herausgeber der Weber-Gesamtausgabe sei.