Soziolog. Diss. Berlin; Erstgutachterin: H. Kramer. - Mit welchem Selbstverständnis leben deutsche und Migrantenjugendliche im östlichen und im westlichen Teil Berlins? Dieser Frage geht der Brasilianer Bem u. a. durch Tiefeninterviews nach, die er an einer ost- und einer westberliner Schule unternommen hat. Die Interviews fanden zwischen 1990 und 1993 statt, also in einer Zeit, als die Gewaltakte gegen Migranten in Deutschland ihre traurigen Höhepunkte fanden. In der Arbeit werden zum einen die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen bzw. die Auswirkungen der politischen "Großwetterlage" auf das Selbstverständnis der Jugendlichen beleuchtet. Zum anderen treten strukturelle Identitätsprobleme von Deutschen und Migranten, jungen Frauen und Männern, Türken und anderen Einwandererminoritäten in Ost und West deutlich hervor. Aus dem Inhalt: 1.1 Identität und Grenzziehungsprozesse; 1.4 Das Konzept der Multikulturalität; 1.5 Die empirische Untersuchung; 1.9 Das synchrone System kollektiver Symbole. I. Westdeutsche Jugendliche und in Berlin geborene Jugendliche ausländischer Herkunft: 2. Die Erzeugung von Konformität in der Interaktion von Minderheit-Mehrheit-Diskursen; 3. Entweder Blut oder Politik: Männliche Jugendliche zwischen Widerstand und Autoritarismus; 7. Ausländische Mädchen zwischen Widerstand und Anpassung. II. Ostdeutsche Jugendliche: 8. Bestrebung nach Integration und Gewaltakzeptanz gegen 'Ausländer' unter ostdeutschen Mädchen; 9. Der diskursive Wiederaufbau der Mauer; 10. Hart nach Außen, "cool" nach Innen; 11. Funktion der Zuwendung zu 'rechten' Gruppierungen für Jugendliche aus bikulturellen Ehen; 12. Der 'Links-Rechts'-Binarismus und die Einengung jugendlicher Identitäten.