Die Autorin untersucht, wie der Islam in den Debatten des Deutschen Bundestages thematisiert wird. Sie spiegeln zum einen die politische Willensbildung der Bevölkerung, zum anderen bestimmen die im Bundestag stattfindenden Willensbildungsprozesse maßgeblich die politische Realität in Deutschland. Klug wirft einen Blick hinter die politischen Tagesfragen und arbeitet die diskursiven Muster heraus, die den Diskussionen über den Islam unterliegen. Sie fragt, mit welchen Problemen der Islam in der Diskussion verknüpft wird, welches Bild dabei von den Muslimen entsteht und in welchem Zusammenhang es mit den jeweiligen Vorstellungen der Wir-Gruppe steht. Dabei berücksichtigt sie insbesondere die Unterscheidung zwischen der migrations- und der religionspolitischen Dimension des Problemfeldes. Das für die Autorin überraschende Ergebnis ihrer Analyse ist, dass entgegen den in der Wissenschaft, in den Medien und auch im Bundestag immer wieder geäußerten Befürchtungen, der Islam werde pauschal als gewalttätig verurteilt, tatsächlich überwiegend Achtung und Respekt gegenüber der Religion zum Ausdruck kommen. Zudem werden Schnittmengen zwischen Islam und Gewalt durch einen Prozess der diskursiven Grenzziehung in den Debatten des Bundestages definitorisch ausgeschlossen. Klug kritisiert in diesem Zusammenhang allerdings, dass die religiöse Motivation der Terroristen und damit auch die Absolutheit beanspruchende Dimension des Islams mit einem Tabu belegt werde: „Vehikel und Konsequenz dieser Vereinseitigung ist die Etablierung eines verkürzten Begriffes von Religion, der Religion entgegen den Erfahrungen der Religionsgeschichte und mittels einer letztlich theologischen Projektion von Gewalt entkoppelt“ (155).