Die Wiedervereinigung Deutschlands, die Gemeinsame Verfassungskommission sowie der Prozeß der Europäischen Integration mit ihren Auswirkungen auf die Verfassungsstrukturen der Bundesrepublik haben den Markt der Grundgesetzkommentare in Bewegung gebracht. Entsprechend gilt es, Nischen zu besetzen. Der vorliegende Kommentar, der von über dreißig Juristen – zumeist Staatsrechtslehrer – bearbeitet worden ist, versucht dies, indem er Gegensätzliches in Einklang bringen möchte: Der Kommentar erhebt zum einen den Anspruch eines Großkommentars, will aber zum anderen als einbändiges Werk benutzerfreundlich bleiben. Nimmt man den Preis hinzu, wird klar, daß sich dieses Angebot vornehmlich an den Praktiker unter den Juristen richtet. Dieser Adressatenbezug zeigt sich bereits daran, daß insbesondere die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts in der Regel auf das Allernotwendigste, nämlich auf die Dokumentation der Entscheidungen, beschränkt worden ist, und die Kommentierung insofern häufig auf eine kritische Auseinandersetzung verzichtet. Darüber hinaus werden diejenigen Prinzipien, die im Kontext der oben genannten Ereignisse eine ausführlichere Diskussion verdient hätten, man nehme etwa das Demokratie- oder Sozialstaatsprinzip, denkbar knapp abgehandelt. Summa summarum läßt sich mithin zur Konzeption des Kommentars festhalten, daß sein die Rechtsmaterie darstellender Charakter den diskutierenden, problemorientierten erkennbar überwiegt. Ein Umstand, der dem intendierten Praxisbezug geschuldet ist. Die Praktiker werden ihn dafür möglicherweise um so lieber lesen.