Theolog. Diss. St. Augustin; Gutachter: K. J. Rivinius, S. Wild. - Die Arbeit bietet eine umfangreiche Bestandsaufnahme der vielfältigen Organisationsstrukturen und Erscheinungsformen muslimischen Lebens in Deutschland. Die Empirische Grundlage bildet die Auswertung einer beeindruckenden Fülle von internen Vereinsunterlagen, Selbstdarstellungen sowie öffentlich zugänglichen Dokumenten, wie Vereinsregister zahlreicher deutscher Amtsgerichte, Handelsregisterakten und Gerichtsurteile. Auf der Grundlage einer differenzierten, dennoch gut lesbaren Darstellung der institutionellen Rahmenbedingungen muslimischer Religionsausübung in Deutschland schließt sich die Erörterung der eigentlichen Fragestellung der Studie an: die nach den theologischen Herausforderungen der muslimischen Präsenz in Deutschland einerseits sowie den Konsequenzen für kirchliches Handeln andererseits. Lemmen stellt die Position der katholischen Kirche im Anschluss an den Auftrag des Zweiten Vatikanischen Konzils dar. Demgemäß ist "die Verständigung mit den Muslimen auf vielen Ebenen zu suchen (als Dialog des Lebens, des Handelns, des theologischen Austauschs und der religiösen Erfahrung)" (257). Der kirchlichen Position werden die Herausforderungen einer multiethnischen muslimischen Gemeinschaft in einem säkularen Umfeld für das islamische Recht gegenübergestellt. Nicht zuletzt die institutionelle Rückbindung vieler muslimischer Vereine in Deutschland an ihre Herkunftsländer stellt die Muslime vor die Wahl, "hierzulande in Ghettosituationen abzudriften oder die Herausforderungen anzunehmen, zu einem Islam deutscher Prägung zu kommen" (258). Zur Unterstützung einer derartigen Loslösung und Emanzipierung der Muslime in Deutschland weist Lemmen den christlichen Kirchen eine entscheidende Rolle zur Beförderung und Begleitung sowie der Differenzierung und Wissensvermehrung zu.