In der verdienstvollen Reihe, in der bisher bereits ein gutes Dutzend knapp und präzise geschriebener Einführungen zur aktuellen Verwaltungsdiskussion vorgelegt wurden, widmet sich der neue Sonderband dem Prozeß der Institutionenbildung in den neuen Bundesländern anhand ausgesuchter verwaltungspolitischer Fallstudien: der Kreisreform, dem Aufbau der Umweltverwaltung in Sachsen und Brandenburg sowie der Bildung und Auflösung der Treuhandanstalt. Der Autor entscheidet sich dabei gezielt für die akteursorientierte Perspektive der Experten und Verantwortlichen im Aufbauprozeß. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Diskussion um verschiedene Gestaltungsoptionen bei der Verwaltungsorganisation. Ein wenig unterbelichtet erscheint dabei allerdings die Frage, inwieweit der Verwaltungsaufbau tatsächlich durch solche konzeptionellen "Leitideen" bestimmt wird, oder ob nicht ebenso sehr ungesteuerte, eigendynamische Faktoren eine Rolle spielen. Der Transformationsprozeß ist nach Seibel durch drei Trendmerkmale gekennzeichnet: erstens die Imitation westdeutscher Verwaltungsstrukturen, zweitens die Entwicklung eigener innovativer Ansätze (zum Beispiel bei der Stadt-Umland-Problematik oder der Strukturförderung) sowie drittens die Persistenz DDR-spezifischer Strukturen. Seibel vermutet, daß sich die ostdeutschen Verwaltungen auch auf Dauer von ihren westdeutschen Pendants unterscheiden werden. Inhaltsübersicht: 1. Imitation und Innovation; 2. Warum haben verwaltungspolitische Akteure einen Handlungsspielraum und wie nutzen sie ihn?; 3. Erfolgreiche und erfolglose Verwaltungspolitik: Kreisreform, Umweltverwaltung, Treuhandanstalt; 4. Erfolg und Mißerfolg: Woran hat's gelegen; 5. Führung oder Pfadabhängigkeit; 6. Imitation, Innovation - und: Persistenz.