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/ 11.09.2014
Wolfgang Muno / Hans-Joachim Lauth / Thomas Kestler (Hrsg.)

Demokratie und soziale Entwicklung in Lateinamerika

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2012 (Studien zu Lateinamerika 19); 238 S.; brosch., 39,- €; ISBN 978-3-8329-7984-3
Es zählt zu den Besonderheiten Lateinamerikas, dass sich die meisten Länder des Kontinents in den 1980er‑Jahren „inmitten wachsender Armut und Ungleichheit demokratisierten“ (7). Diese gleichzeitige Existenz von Armut, Ungleichheit und Demokratie steht im Widerspruch zu gängigen Theorien, die von einer starken Korrelation zwischen Demokratie und sozialer Entwicklung ausgehen. Vor diesem Hintergrund betrachten die Autor_innen einzelne Facetten in dieser als „lateinamerikanisches Dreieck“ (7) bezeichneten sozio‑politischen Realität. Die über Jahrzehnte anhaltende Exklusion breiter Bevölkerungsgruppen interpretiert Hans‑Jürgen Burchardt in seiner demokratietheoretischen Analyse als Ausdruck einer „sehr erfolgreichen Form von politischer Herrschaft“ (19), die nicht allein mit Defiziterklärungen zu fassen ist. Diese Annahme unterstreicht Andreas Boeckh in seinem historischen Rückblick auf die Boden‑, Steuer‑ und Sozialpolitik. Darin zeigt auch er, dass die extreme Ungleichheit als Produkt „durchaus ‚sichtbare[r] Hände’“ (30) von den lateinamerikanischen Eliten politisch herbeigeführt worden ist. Eine Begleiterscheinung sozialer Ungleichheit ist ein ausgeprägter Klientelismus, dem Manuel Paulus eine enorme Anpassungsfähigkeit bescheinigt. „Die soziale und politische Exklusion großer Teile der Gesellschaft hat eine Inklusion über informelle Netzwerke bewirkt“ (107), sodass Klientelismus als „Mechanismus einer politisch gewollten Inklusion“ (108) verstanden werden kann. In weiteren Beiträgen werden zum einen spezielle Phänomene in einzelnen Ländern – wie die postliberale Demokratie in Bolivien, die Indigenenbewegung in Ecuador, die Entwicklung sozialer Rechte in Brasilien – untersucht. Zum anderen finden sich ländervergleichende Betrachtungen etwa zu der Frage, ob linke Regierungen eine bessere Sozialbilanz erzielen als konservative. Für Wolfgang Muno bestätigt sich die Parteiendifferenzthese: Er legt dar, dass linke Regierungen bei der Reduzierung von Armut und Einkommensungleichheit eindeutig erfolgreicher waren als konservative. Der Band ist aus einer Ringvorlesung des Arbeitskreises Lateinamerika des Instituts für Politikwissenschaft und Sozialforschung an der Universität Würzburg hervorgegangen.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.652.22.22 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Wolfgang Muno / Hans-Joachim Lauth / Thomas Kestler (Hrsg.): Demokratie und soziale Entwicklung in Lateinamerika Baden-Baden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/37508-demokratie-und-soziale-entwicklung-in-lateinamerika_43453, veröffentlicht am 11.09.2014. Buch-Nr.: 43453 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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