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/ 22.06.2013
Heiko Geiling / Daniel Gardemin / Stephan Meise / Andrea König

Migration – Teilhabe – Milieus. Spätaussiedler und türkeistämmige Deutsche im sozialen Raum

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011; 305 S.; 29,95 €; ISBN 978-3-531-18146-2
Die Autoren beleuchten in ihrer Studie die Lebenswelten von Spätaussiedlern und türkeistämmigen Deutschen in Cloppenburg, Salzgitter und Hannover. Sie gehen zunächst von der Hypothese aus, dass sich Migranten wie die Mehrheitsgesellschaft auch milieuspezifisch ausdifferenzieren und einzelne Milieus für gesellschaftspolitische Grundeinstellungen stehen. Der dabei herangezogene Milieuansatz schließt an die Methodologie Bourdieus an. Hervorzuheben ist das zugrunde liegende vielfältige Datenmaterial: Geführt und ausgewertet wurden 60 qualitative Leitfadeninterviews, denen Gespräche mit Experten vorausgingen; zudem wurde eine Statementbatterie mit 45 alltagspolitischen Aussagen und Sozialdaten ausgewertet. Die in ihren einzelnen Analyseschritten ausgezeichnet belegte Untersuchung ergibt fünf Milieus mit Migrationshintergrund, die sich hinsichtlich des Modernisierungsgrades und der Machtdimension unterscheiden: Bildungs- und Erfolgsorientierte, beide in der oberen Mitte der deutschen Gesellschaft platziert, Teilmodernisierte und Traditionsorientierte, beide in der unteren Mitte angesiedelt, und Prekäre, die unterprivilegierte soziale Positionen einnehmen. Empirisch untermauert wird damit die Heterogenität von Migranten, die in politischen und medialen Debatten über Integration häufig als „die Migranten“ vereinheitlicht und als solche stigmatisiert werden. Insgesamt, so das Fazit der Studie, orientiert sich die große Mehrheit der Befragten stark in Richtung deutsche Mehrheitsgesellschaft, stößt dabei jedoch immer wieder auf Widerstände. So konstatiert das Forscherteam eine „gläserne Decke“ (269), die dem Aufstieg von Deutschen mit Migrationshintergrund in die führende Elite der deutschen Gesellschaft entgegenstehe. Im Hinblick auf die politische Partizipation – von den Autoren in einem umfassenden Sinne als bürgerliches Engagement verstanden – zeigten sich kaum Unterschiede zu den Grundmustern der Beteiligung der autochthon deutschen Mehrheitsgesellschaft: Politische Partizipation sei ressourcenabhängig, wobei modernisierte Milieus stärker um ihre Interessenvertretung kämpften.
Christiane Bausch (CBA)
M. A., Soziologin, wiss. Mitarbeiterin, Lehrstuhl für Politische Theorie, Universität Duisburg-Essen.
Rubrizierung: 2.354.42 Empfohlene Zitierweise: Christiane Bausch, Rezension zu: Heiko Geiling / Daniel Gardemin / Stephan Meise / Andrea König: Migration – Teilhabe – Milieus. Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/34505-migration--teilhabe--milieus_41442, veröffentlicht am 17.11.2011. Buch-Nr.: 41442 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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