/ 04.06.2013
Gerhard Gnauck
Parteien und Nationalismus in Rußland. Demokratische versus nationalistische Integration nach dem Ende des kommunistischen Systems
Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 1996; 255 S.; brosch., 79,- DM; ISBN 3-631-31122-2Politikwiss. Diss.; Gutachter: G. Schwan, G. Simon. - Gnauck betont die entscheidende Rolle der Parteien für die Entwicklung einer demokratischen Gesellschaft. "Nationalismus als Cleavage" (12) beeinflusse die Herausbildung von Parteien maßgeblich. Als leitende Gesichtspunkte seiner Untersuchung von Parteien sowie Nationalismus nennt der Autor die Erfüllung der Integrationsfunktion durch die Parteien und die Frage, zu welchem Zeitpunkt und aus welchem Grund sich Parteien nationalistischen Ideen zuwenden. Gnauck geht bewußt von einer "'westlich' normativen Position" (13) aus. Sein Untersuchungsinteresse richtet sich auf die "demokratische Integration in der Gesellschaft" (13). Gleichzeitig gelte es jedoch, die Eigenarten Rußlands zu berücksichtigen.
Für die Fallstudien hat der Autor drei Parteien ausgewählt, die anfangs dem radikaldemokratischen Spektrum zuzuordnen waren. Heute repräsentieren sie die drei großen politischen Lager und bedienen sich unterschiedlicher Spielarten des Nationalismus.
Gnauck kommt zu dem Ergebnis, daß sich wegen der besonderen Situation Rußlands nach dem Zerfall der Sowjetunion - "die russische Identität [büßte] stark an Anziehungs- und Bindekraft [ein]" - seit 1992 ein "imperialer Nationalismus" entwickelte. Dieser birgt sowohl Gefahren als auch ein geringes demokratisches Potential für die weitere Entwicklung Rußlands.
Aus dem Inhalt: I. Einleitung; II. Integration; III. Parteien; IV. Nationalismus: 1. Nationalismus und Integration; 2. Nationalismus in Rußland. V. Die Kulisse: Rußland im Umbruch. Methodische und terminologische Probleme; VI. Die Akteure: drei russische Parteien: A. Die Sozialdemokratische Partei der Rußländischen Föderation; B. Die Demokratische Partei Rußlands; C. Die Konstitutionell-Demokratische Partei - Partei der Volksfreiheit. VII. Vergleich und Bilanz: 1. Sieben Gründe für die Schwäche der russischen Parteien; 2. Nationalismus als Ersatzintegration? VIII. Ausblick: 1. Perspektiven des Nationalismus; 2. Chancen für Parteien und Parlamentarismus.
Julia von Blumenthal (JB)
Prof. Dr., Institut für Sozialwissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin.
Rubrizierung: 2.62 | 2.22 | 2.23
Empfohlene Zitierweise: Julia von Blumenthal, Rezension zu: Gerhard Gnauck: Parteien und Nationalismus in Rußland. Frankfurt a. M. u. a.: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/3641-parteien-und-nationalismus-in-russland_4852, veröffentlicht am 25.06.2007.
Buch-Nr.: 4852
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Prof. Dr., Institut für Sozialwissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin.
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