/ 11.06.2013
Walter Dostal
Von Mohammed bis al-Qaida. Einblicke in die Welt des Islam
Wien: Passagen Verlag 2008 (Passagen Religion und Politik 8); 218 S.; brosch., 28,90 €; ISBN 978-3-85165-849-1„Man kann freimütig sagen, dass es den oft projizierten Einheits-Muslim, bewegt von religiösem Fanatismus, enthemmt in seinen Handlungen gegen die globalisierende Moderne nicht gibt“ (11), schreibt der Sozialanthropologe Dostal, der sich in seiner Analyse auf Einsichten und Erfahrungen stützt, die er seit 1956 bei Forschungsaufenthalten auf der Arabischen Halbinsel gewonnen hat. Er erlebte die Muslime als Träger verschiedenster religiöser Ausdrucksformen. Entsprechend differenziert stellt Dostal die Entwicklung des Islams im historischen Kontext dar. Neben den konkreten Bedingungen werden dabei auch die Einflüsse der antiken Wissenschaft und Philosophie berücksichtigt. Aus politikwissenschaftlicher Sicht interessant ist vor allem das vierte Kapitel, beginnend mit „aktuelle[n] Unbesonnenheiten“ (157) infolge der in Dänemark veröffentlichten Mohammed-Karikaturen. Dostal richtet den Blick zuerst auf die dänische Gesellschaft und auf die Weigerung des Ministerpräsidenten, elf Botschafter islamischer Länder zu einem Gespräch zu empfangen. Während dies die dänische Ratlosigkeit widergespiegelt habe, hätten die Muslime in Dänemark „den ersten Schritt zur Eskalation“ (158) gesetzt. Der Autor stellt nach einem historischen Rückblick auf die westlich-islamischen Kontakte dann die Frage nach der Demokratie auf der Arabischen Halbinsel und danach, ob die dortige Bevölkerung überhaupt konsequent als islamisiert betrachtet werden kann. Die Antwort ist aufschlussreich: Dostal sieht durch seine Forschungen in Südarabien die Bestätigung erbracht, „dass die dort lebenden arabischen Gesellschaften über eine demokratische Grundstruktur sowohl im städtischen Bereich als auch im weiten Land verfügen“ (169). Auf dieser Ebene – die der Mehrheit der arabischen Intellektuellen unbekannt sei – erkennt er die Basis für den Aufbau einer modernen Gesellschaft, „die durchaus nicht mit den gewünschten Konzepten des Westens übereinstimmen muss“ (170). Die dortige Mehrheit der islamischen Gemeinden lehne den von fanatischen Islamisten geforderten islamischen Staat mit dem Rechtssystem der Scharia ab.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.23 | 2.2 | 2.63
Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Walter Dostal: Von Mohammed bis al-Qaida. Wien: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/9596-von-mohammed-bis-al-qaida_34625, veröffentlicht am 30.09.2008.
Buch-Nr.: 34625
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